weCARElab @ FUTUROMUNDO

Wenn die Verstädterung weltweit weiter zunimmt und Städte eine entscheidende Rolle bei der Klimaveränderung spielen, müssen sich Geschäftsmodelle und Branchen entsprechend weiterentwickeln: Weg von einzelnen Produkten oder Dienstleistungen hin zu neuen urbanen Lösungen im Lebenszyklus.

Keynote & Panel weCARElab @ FUTUROMUNDO Foresight, Future Urban Economies Forum, Stuttgart, 3 Juli 2025

FUTUROMUNDO

Am 3. und 4. Juli 2025 wurde Stuttgart zum Hotspot für die Gestaltung der Zukunft: Die FUTUROMUNDO Multi-Konferenz & Festival brachte Experten aus den Bereichen Bildung, Technologie, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen.
Bei FUTUROMUNDO drehte sich alles um Fragen zur Zukunft: Wie wollen wir lernen, arbeiten und leben? Rund 200 internationale Referenten teilten ihre Visionen an mehr als zehn Orten rund um die Stuttgarter Liederhalle. Unternehmer, Vertreter aus Politik und Verwaltung kamen zusammen, um Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft neu zu denken – praxisnah, kreativ und interdisziplinär.

Future Urban Economies Forum @ Mozartsaal, Liederhalle, Stuttgart, Deutschland, 10.00 -16.30, 3. Juli 2025

Wenn die Urbanisierung weltweit weiter zunimmt und Städte in der Klimatransformation die entscheidende Rolle spielen, müssen sich Geschäftsmodelle und Branchen dahingehend weiterentwickeln: Weg von einzelnen Produkten oder Dienstleistungen hin zu neuen urbanen Lösungen im Lebenszyklus.

Somit entstehen neue Märkte an der Schnittstelle von High-Tech und Low-Tech, gleichzeitig braucht es mutige Zukunftsszenarien und Konzepte für Bauen, Mobilität, Energie, Kommunikation, Unterhaltung und Sicherheit in diesen Future Urban Economies.

Gehen Sie auf die Reise in die Visionen und Potenziale zukunftsweisender Geschäftsmodelle in Energie, Mobilität und Handel, die Städte smarter und nachhaltiger machen werden.Erfahren Sie, wie ökonomischer Erfolg und gesellschaftlicher Nutzen Hand in Hand gehen können.​​

Programm

Session 1
Die internationale Bühne. Nächste Urban Economies

 

10:00 Einführung
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann, Leiter Urban Systems Engineering, Fraunhofer IAO, Stuttgart, Deutschland

10:10 Zukunftsforschung und Innovation für Transformation im urbanen Raum.
Klaus Burmeister, Future Researcher, Director, foresightlab, Berlin, Germany

10:30Foresight – Future Readiness mit strategischem Roadmapping: Einführung in die Session.
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann

11:00 Future Living – Entwicklung städtischer Ökosysteme in Uruguay.
Eduardo Battista, Founder & CEO, +Colonia, Argentina/Uruguay.

11:30 Zukunftsstädte in Middle East & Asia – Business Potential für deutsche Unternehmen.
Dr.-Ing. Alexander Rieck, Direktor und Partner LAVA Laboratory of Visionary Architecture

12:00 Caring Future Lab – Gesunde Stadt – Innovation in hybrider Prävention und Pflege.
Prof. Elizabeth Sikiaridi & Prof. Frans Vogelaar, Hybrid Space Lab, Berlin, Germany

 

Prof. Elizabeth Sikiaridi
Wie sieht ein integraler Ansatz aus, der die physischen und digitalen Dimensionen der Pflege zusammenführt und Impulse für innovative Lösungen in den Gebieten von Pflege und Prävention gibt? Wie können wir das Beste aus technologischen Innovationen und digitalen und hybriden Lösungen mit den soziokulturellen Dimensionen von Prävention und Pflege verbinden? Gemeinsam entwickeln wir die gesunde Stadt – eine 15-Minuten-Stadt mit 5-Minuten-Gemeinschaften, die dem One Health-Konzept verpflichtet ist.
Prof. Elizabeth Sikiaridi trägt mit dem Design Lab und Thinktank für kulturelle Innovation „Hybrid Space Lab“ international zu positiven Entwicklungen in Gesellschaft und Umwelt bei. ​
Nach ihrem Studium in Paris und an der TU Darmstadt (Abschluss mit Auszeichnung) sammelte sie Erfahrungen bei Behnisch & Partner in Stuttgart. Seit 1997 ist sie als Professorin an der Universität Duisburg-Essen tätig und leitet derzeit den Masterstudiengang „Sustainable Landscape Design and Development“ an der TH OWL.

Prof. Frans Vogelaar leistet seit den 1980er Jahren Pionierarbeit bei der Entwicklung des Hybriden Raums, der Verschmelzung von physischem Raum und digitalen Netzwerken. 1998 gründete er den weltweit ersten „Hybrid Space“- Lehrstuhl an der Kunsthochschule für Medien Köln. Mit Hybrid Space Lab arbeitet Frans Vogelaar sehr breit international und trägt somit zur Innovation für Regierungen, Kultureinrichtungen, Berufsverbänden und globale Unternehmen bei. Er entwickelt dabei Projekte für kombinierte physische und digitale, urban-architektonische und mediale Räume, die die biologischen und die technologischen Dimensionen integriert berücksichtigen.
Prof. Frans Vogelaar studierte an der Design Academy in Eindhoven (Diplom mit Auszeichnung) und der Architectural Association School of Architecture (AA) in London und arbeitete im Studio Alchimia/Alessandro Mendini in Mailand und im Office for Metropolitan Architecture/Rem Koolhaas.

 

12.30-13.00 Panel Das „Future Positive“-Experiment – Echter Fortschritt in urbanen Systemen
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann, Klaus Burmeister, Eduardo Battista, Prof. Elizabeth Sikiaridi & Prof. Frans Vogelaar

Session 2
Neue städtische Unternehmen und Möglichkeiten

 

13:20 Einführung
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann, Leiterin Urban Systems Engineering, Fraunhofer IAO, Stuttgart, Deutschland

13:30 Synthetische Realitäten – Visualisierung und Spekulation von kritischen urbanen Räumen mit künstlich intelligenten Systemen.
Marc Engenhart, Engenhart Design Studio, Deutschland

14:00 Metaverse-erweiterte Smart Spaces: Aufbau einer widerstandsfähigen und nachhaltigen urbanen und industriellen Zukunft
Joe Appleton, Präsident Metaverse-Enhanced Spaces Alliance (MESA), Smart Cities Direktor, BizzTech, Austin, USA

14:30 Heilbronn als Vorbild für die städtische Wirtschaftsförderung – ein Blick auf das IPAI
Tim Schmitt, Leiter Corporate Real Estate, IPAI, Deutschland

Session 3
Nächstes Unternehmen heute

 

15:00 Einführung
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann

15:05 Städte im digitalen Wandel: Avatare als Zukunft der urbanen Kommunikation
Maximilian Schmierer, CEO, B.Rex, Deutschland

15:20 Wie wir die Zukunft der Landwirtschaft in die Stadt bringen. Nachhaltigkeit trifft auf Geschmack.
Jedrzej Cichocki, Direktor Kleinblatt, Stuttgart, Deutschland

15:35 Die Metropole der Zukunft mit den Augen der Kinder
Dominik Bär, Leiter Kinderfreundliche Kommunen e.V., Deutschland
Bernhard Hane, Initiator Weltkinderforum, Davos, Leiter Mätsch, Studio für Interaktion, Deutschland

Session 4
Ausblick: Neue Herausforderungen.

 

15:45 Future Everything – Innovation als Strategie
Raphael Gielgen, Vitra GmbH, Trendscout, Zukunft der Arbeit, Deutschland

16:25 Verabschiedung und Ausblick auf das Abendprogramm
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann

 

Vortrag
weCARElab

Prof. Elisabeth Sikiaridi & Prof. Frans Vogelaar:
Caring Future Lab – Healthy City Innovation in Hybrid Prevention and Care 

Hybrid Space Lab präsentiert gesundheitsorientierte Stadtentwicklung mit Fokus auf Gemeinschaft, Inklusion und hybriden Raum.
Ihre Projekte zeigen, wie Mensch und Technologie synergetisch zusammenwirken können.

Impulse für eine hybride, fürsorgliche Stadtentwicklung  

„Stadtentwicklung muss heute weit über Architektur, Technologie und Planung hinausdenken und das Zusammenspiel von physischen und digitalen Räumen immer aus einer kulturellen, fürsorglichen und gemeinwohlorientierten Perspektive gestalten.“ Die Arbeit im Hybrid Space Lab und die internationale Lehre im Bereich nachhaltiger Landschafts- und Stadtgestaltung basieren auf dem Ansatz hybrider Räume. Ziel ist, neue Schnittstellen zwischen analogen und digitalen Lebenswelten zu schaffen, die gesellschaftlichen Wandel und ökologische Resilienz befördern.

Die kulturelle Innovationskraft steht dabei im Zentrum: „We see ourselves as a cultural breeding ground for incubating breakthrough concepts and fostering innovation, contributing to positive, societal and environmental change.“ Der Fokus liegt nicht auf technikzentrierten Visionen, sondern auf dem kulturellen Mindset, das transdisziplinäre und bewusst „undiszipliniert“ innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen entwickelt. Die Transformation wird als kulturelle und soziale Aufgabe begriffen, nicht nur als Frage von Politik oder Wirtschaft.

Mit Blick auf die rasante technologische und gesellschaftliche Beschleunigung der letzten Jahrzehnte verlangen die Herausforderungen, von Klimawandel bis Biodiversitätsverlust, nach einer „Care“-Logik, die menschliche wie nicht-menschliche Akteure in das Zentrum der Betrachtung rückt. Besonders die Gestaltung öffentlicher hybrider Räume ist zentral, um gesellschaftliche Teilhabe, Begegnung und Gesundheitsprävention zu ermöglichen. Projekte wie das City Kit in Hongkong, das partizipative Klimaadaptationsprojekt Poly Garden City in Athen oder die Begrünung des Berliner Humboldt Forums zeigen exemplarisch, wie das Hybrid Space Lab digitale und analoge Zugänge so kombiniert, dass neue Aneignungsformen und kollektive Lernräume entstehen.

Die Integration von Digitalität ist immer eine Ergänzung, nicht ein Ersatz des Analogen. Künstlerische und partizipative Experimente, die das Digitale nutzen, um Erinnerung, Kontroversen neu erlebbar zu machen sind beispielsweise zu finden im Projekt für „Valle de los Caídos“ in Spanien oder im Projekt Animal Club für Biodiversität in der Berliner und internationale Clubszene. Wichtig sei, dass digitale Technologien aus der Nutzerperspektive gestaltet und im Dienst gesellschaftlicher Anliegen stehen: „We approach digital technologies from a cultural perspective in order to transform them to fit the way we want to live as a society.”

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Thema hybride Gesundheit und Prävention. Angesichts des demografischen Wandels und wachsender Einsamkeit ist es essenziell, Gesundheitsförderung als Zusammenspiel von gebauter und grüner Umwelt, Sozialräumen und digitalen Tools zu verstehen.

The future is hybrid – it’s not only digital.

Digitale Innovationen in der Medizin und Pflege bieten Chancen, dürfen aber soziale Ungleichheiten nicht verschärfen und müssten stets durch Empathie und soziale Räume ergänzt werden. Beispiele aus den Niederlanden illustrieren, wie gemeinschaftliche Orte, gemeinsames Gärtnern oder das kollektive Pflegen von Stadtnatur eine immense Wirkung auf Gesundheit und Zusammenhalt haben. Damit wird die tägliche Pflege von Grünanalagen in einzelnen Stadtvierteln Rotterdams zu einem Gesundheitsprogramm, an dem sich jeder beteiligen kann. In den Niederlanden ist es durch die Schaffung sozialer Räume (Gemüsegärten, Reparaturcafés, etc.) gelungen die Gesundheitskosten zu senken.

Urbaner Wandel ist nicht als rein technologische, sondern als zutiefst kulturelle und soziale Aufgabe zu begreifen. Es brauche „Agents of Care“, die mit Empathie, Kreativität und Transdisziplinarität Brücken zwischen Innovation und gesellschaftlichem Fortschritt bauen: „From Agents of Change to Agents of Care – developing empathy and social cohesion with real people and fostering what markets do not provide.“

Zentrale Erkenntnisse: 

Kulturelle Innovation: Stadtentwicklung als kulturelle Aufgabe, nicht bloß technologische oder politische Herausforderung.

Partizipation und Aneignung: Praktische Beispiele wie City Kit, Polygarden City oder Animal Club zeigen, wie neue Formen von Teilhabe, Bildung und Erinnerung geschaffen werden.

Hybrid Spaces: Digitale und analoge Lebenswelten werden systematisch miteinander verschränkt – aus Nutzer- und Gemeinwohlperspektive.

Hybride Gesundheit: Prävention und Fürsorge erfordern die Verbindung von gebauten, sozialen und digitalen Räumen – „The future is hybrid“.

Soziale Räume und Begegnung: Öffentliche Räume, Nachbarschaften und Kulturorte sind Schlüssel für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Kritik an rein digitaler Lösung: Digitale Tools müssen Teil einer kulturellen Strategie sein, die Zugang, Inklusion und soziale Begegnung fördert.

Text by Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann

Panel
Morgenstadt
Future Urban Economies

„Zukunft positiv gestalten: Von der urbanen Vision zur wirksamen Transformation“ Future Urban Economies neu denken – Visionen, Experimente und Impulse für die Stadt von morgen

Impulse und Insights aus dem Futuromundo Foresight Festival 2025

Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann

Panel Talk with Prof. Elizabeth Sikiaridi, Prof. Frans Vogelaar, Dr. Alexander Rieck, Eduardo Bastitta: Das “Future Positive Experiment – Radical Innovations in Urban Systems“.
The panel participants discuss the importance of experiments as catalysts for genuine innovation. What is needed is not incremental progress, but radical approaches that open up spaces of possibility for new futures.

Zu Beginn der Paneldiskussion werden Satzanfänge um die Statements der Diskutierenden ergänzt.

“A future-positive city begins where…” „care for humans and non-humans is at the core because we’re interdependent.“ (Prof. Sikiaridi)
Damit positioniert sie das Prinzip der Fürsorge und die Verbundenheit zwischen Mensch und Umwelt als Grundlage einer positiven Stadtentwicklung.

„True progress in urban systems becomes visible when…“ we consider all factors and also all social groups, from social groups that don’t have access to the digital up to the early adopters” (Prof. Vogelaar)
Er betont, dass eine zukunftsfähige Stadt verschiedene soziale Gruppen zusammenführen muss, um tatsächlich Fortschritt zu erzielen.

„To experiment with the future of cities means to…“ „humancentric even before you get started“ Eduardo Bastitta.
Er führt aus, dass bei Mas Colonia die Bewohnerinnen und Bewohner selbst das Entwicklungsmodell validieren: „Our buyers, our future citizens, are validating our product, our model, our city, our culture.“ Das Konzept setzt frühzeitig auf die Einbindung der späteren Gemeinschaft und deren Entscheidungen und verweist auf Experimente im Städtebau.

“Europe will need bold urban experiments like…” „at the moment, we are not brave at all, not future brave.“ (Dr. Rieck). Er sieht in fehlender Innovationsbereitschaft und mangelndem Mut zentrale Hemmnisse für den Fortschritt in Europa und fordert ein neues Selbstverständnis im Umgang mit dem Unbekannten.

Der Panel Talk rückt zunächst ins Visiert, wie sich die Brücke zwischen Bottom-up-Ansätzen und groß angelegten, marktgetriebenen Projekten schlagen lässt.
Prof. Vogelaar analysiert das Spannungsfeld zwischen stabilen Systemen und notwendiger Instabilität: „I think what is very interesting is this tension between instability and stability.“ Er verweist auf historische Beispiele, wie die Entstehung der Demokratie und den Dualismus zwischen Systemerhalt und Innovation.

Prof. Sikiaridi zeigt am Beispiel von Paris und London, dass wenn man etwas sehr schnell und sehr vorausschauend tut, man später große Probleme bekommen kann. Während London seine Gasbeleuchtung in der gesamten Stadt einführte, stattete Paris nur seine Hauptstraßen mit Gasbeleuchtung aus. Als die Elektrizität aufkam, konnte Paris die elektrische Beleuchtung in der ganzen Stadt einführen. Sie betont, dass Systeme flexible und antifragile sein müssen. „It’s important to develop systems that have the flexibility and do not, you know, be too quick in implementing something and making it too robust.“ Die Morderation wirft die Frage auf: „Isn’t it a matter of adaptability?“ Sikiaridi stimmt zu und fordert Systeme, die auch nicht-funktionale Teile bewusst erhalten, um auf zukünftige Anforderungen reagieren zu können.

Beide sind sich einig, dass sowohl Stabilität als auch Instabilität notwendig sind. Vogelaar stellt fest, dass in Deutschland die Experimentierfreude zu gering sei und „Germany really suffers from a ‚stability crisis‘, not allowing instability and fragility.“ Im Vergleich dazu sei das niederländische Gesundheitssystem experimentierfreudiger, habe aber andere Schwächen.

Bastitta beschreibt die Herausforderung schneller technologischer Entwicklung im Städtebau: „Technology is moving so fast that it really drives you crazy. The most important thing is to remain flexible and to be able to implement on real projects that are marketable projects, but still we are driving crazy.“ Er schildert, wie die Planung von Parkhäusern bereits von Entwicklungen im Bereich autonomes Fahren überholt werden könnte und betont: „The most important thing is to remain flexible.“ Der unternehmerische Ansatz, marktfähige Innovationen in einem „sandbox“-Modell zu erproben, sei dabei zentral.

Dr. Rieck reflektiert kritisch die technikzentrierte Innovationslogik: „We are stuck in a world of engineers at one area and of lawyers in the other area. And in between, there’s nothing.“ Innovation müsse sich an den tatsächlichen Bedarfen und Träumen der Menschen orientieren: „What is our dream? What is the dream of someone in Africa?“ Die Übertragbarkeit europäischer Stadtmodelle auf andere Kontexte, wie beispielsweise die 15-Minuten-Stadt in Saudi-Arabien, hält er für problematisch.

Sikiaridi und Rieck stimmen überein, dass Fehler notwendiger Bestandteil von Innovation und Experiment seien. Rieck stellt fest: „You can’t do experiments anymore. That’s a problem.“ Doch in Europa fehle oftmals der Mut zu Experimenten und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Vogelaar betont die Notwendigkeit, dass auch Scheitern Teil des Systems sein müsse: „You need the courage to fail. Failure can be even more interesting than success.“ 

Im weiteren Diskurs geht es um die Bedeutung des Transfers von Erfahrungen aus anderen Projekten. Bastitta beschreibt, wie Mas Colonia als „regulatory sandbox“10 von einem günstigen Umfeld profitiert und in enger Abstimmung mit der Regierung Innovationen testet, die andernorts regulatorisch nicht möglich wären. Erfahrungen aus anderen internationalen Projekten würden angepasst, nicht jedoch eins zu eins übernommen.

Die Panelisten analysieren anschließend, wie interdisziplinäres Arbeiten und die Überwindung von Silos Innovation fördern können. Vogelaar sieht die starke Trennung von Fachdisziplinen in Deutschland als kulturelles Problem und plädiert für eine Balance aus tiefer Expertise und offener Integration verschiedener Perspektiven: „You need both at the same time. It’s not one or the other.“ Sikiaridi betont die Bedeutung von Vielfalt: „If you want to be inclusive, you need diversity… And on the other hand, you need people that are outsiders because innovation depends exactly on that.“ Sie ergänzt, dass Workshops mit unterschiedlichsten Beteiligten helfen, Denkbarrieren aufzubrechen und neue Ideen zu generieren. Sie betont, dass das stärkste Innovationspotential in der Zusammenführung von Dingen, die nicht zusammengehören, liegt.

Rieck schließt mit einer Metapher: „If you want to build a boat, don’t teach the people how to use the tools, make them loving the sea.“ Damit macht er deutlich, dass eine gemeinsame Vision entscheidend für nachhaltige Innovation ist.

Abschließend schildert Bastitta, wie in Mas Colonia durch offene Kommunikation und konsequentes Einbinden der Gemeinschaft ein breiter gesellschaftlicher Konsens erreicht werden konnte – selbst über nationale Grenzen hinweg. Krisen bieten dabei die Chance für grundlegenden Wandel: „It was a good fertile time to talk about something new.“

Vogelaar fasst die strategische Haltung mit einem Verweis auf Winston Churchill zusammen: „Don’t waste a good crisis.“ Krisen seien die besten Gelegenheiten für Innovation.

Das Zusammenspiel von Care, Teilhabe, Experiment, Fehlerkultur, Vielfalt und regulatorischen Innovationen ist zentraler Baustein für eine positive urbane Zukunft. In der Diskussion wird deutlich, dass Mut, institutionalisierte Flexibilität, Offenheit für Fehler und interdisziplinärer Austausch zentrale Erfolgsfaktoren für zukunftsorientierte Stadtentwicklung und urbane Innovationen sind. Der Panel Talk unterstreicht die Notwendigkeit, Experimentierräume11 zu schaffen, starre Strukturen aufzubrechen und Diversität als Ressource für nachhaltige Transformation zu begreifen.

Der Panel Talk zeichnet so das Bild einer „future positive city“ als lernfähige, inklusive und visionär ausgerichteten urbanen Organismus.

weCARElab
imagines tech innovations and digital and hybrid solutions together with spatial, social and cultural aspects of health care and prevention creating 5-minute
COMMUNITIES

weCARElab @ Global, 2025
Keynote & Panel weCARElab @ FUTUROMUNDO Foresight, Future Urban Economies Forum, Stuttgart, Germany, 3 Juli 2025
Workshop weCARElab @ FUTUROMUNDO, Fraunhofer AIO, Stuttgart, Germany 4 Juli 2025