RĂŒckeroberung der Stadt @ ZENO

Elektrobetriebene Fahrzeuge werden vor allem im Hinblick auf Nachhaltigkeit, also als Vehikel zur UnterstĂŒtzung des Einstiegs ins postfossile Zeitalter betrachtet.

Gleichzeitig eröffnet die EinfĂŒhrung der neuen elektrobetriebenen Motoren Chancen fĂŒr die Neudefinition des Autos mit weit reichenden Folgen.

Das Auto schrumpft – und der öffentliche Raum der Stadt kann wieder wachsen.

Veröffentlichung RĂŒckeroberung des Stadtraums @ ZENO, Deutschland, 25 Januar 2011

Elektrisch
Fahrzeuge

Elektrobetriebene Fahrzeuge werden vor allem im Hinblick auf Nachhaltigkeit, also als Vehikel zur UnterstĂŒtzung des Einstiegs ins postfossile Zeitalter betrachtet. Gleichzeitig eröffnet die EinfĂŒhrung der neuen elektrobetriebenen Motoren Chancen fĂŒr die Neudefinition des Autos mit weit reichenden Folgen: Das Auto schrumpft – und der öffentliche Raum der Stadt kann wieder wachsen.

Das Auto wurde nach der Kutsche modelliert und trĂ€gt immer noch deren genetische Kodierung. Es wird bis heute vor allem als ein großes Fahrzeug konzipiert, das eine Gruppe von Passagieren ĂŒber lĂ€ngere Strecken befördert. Seine allgemeine Entwicklung wurde dabei wenig von seiner tatsĂ€chlichen Nutzung im urbanen Kontext beeinflusst. Heute entsteht mit dem elektrobetriebenen Fahrzeug die Chance, das Auto dem tatsĂ€chlichem Bedarf anzupassen.

Die EinschrĂ€nkungen durch die begrenzte SpeicherkapazitĂ€t der heutigen Batterien bieten die Chance, das Auto neu zu denken. Die begrenzte SpeicherkapazitĂ€t schrĂ€nkt nicht nur die Reichweite ein, sondern auch das Gewicht und somit die GrĂ¶ĂŸe des Autos. Da kleinere und leichtere Fahrzeuge verbrauchsĂ€rmer sind, fungiert eine Minimierung der GrĂ¶ĂŸe bei elektrobetriebenen Fahrzeugen als relevanter Wettbewerbsvorteil.

Minimierung
der
FahrzeuggrĂ¶ĂŸe

Da der Elektromotor nicht so komplex wie der Verbrennungsmotor ist, erfordert er fĂŒr seine Produktion keine so hoch spezialisierte Expertise. Daher werden die neuen Elektroautos zurzeit weltweit nicht nur von den traditionellen großen Autoherstellern, sondern auch von mittelstĂ€ndischen Quereinsteigern entwickelt. Auf den Markt kommen differenzierte, zum Beispiel auf den urbanen Raum zugeschnittene, kleinere elektrobetriebene Fahrzeuge. Dabei verlĂ€uft der Übergang vom elektrisch betriebenen Rollstuhl zum Elektro-Kleinwagen gleitend. Das urbane Auto schrumpft.

In diese Entwicklungen gehen auch die Erfahrungen mit kleinen urbanen Fahrzeugen ein, die bereits seit einigen Jahren angeboten werden und die dem Fahrverhalten innerhalb der Stadt besser entsprechen, nĂ€mlich kurze Touren in niedriger Geschwindigkeit mit meistens einem Passagier. Diese Minimierung der FahrzeuggrĂ¶ĂŸe wird in der Stadt zum weiteren Wettbewerbsvorteil, wenn der Fahrer in der verkehrsdichten Innenstadt schnell einen Parkplatz sucht.

Urbane
Vernetzungen

Die EinfĂŒhrung des elektrischen Antriebs lĂ€uft zeitgleich mit anderen technologischen Entwicklungen ab: der Medialisierung, Digitalisierung, Robotisierung und Vernetzung. Die digitale Vernetzung unterstĂŒtzt eine ressourcenschonende MobilitĂ€t. Die Kombination von physischer und medialer MobilitĂ€t kann die Anzahl der tatsĂ€chlich zurĂŒckgelegten Reisen reduzieren. Vernetzte mobile und digitale Dienste helfen darĂŒber hinaus, LebensqualitĂ€t zu gewĂ€hrleisten – fĂŒr die immobileren Teile der Bevölkerung und vor allem in lĂ€ndlichen und schrumpfenden Regionen. Diese kombinierten mobilen und medialen Dienstleistungen reichen vom Videounterricht bis zur medial unterstĂŒtzten Kommunikation mit dem Krankenhaus. Die Vernetzung von physischer MobilitĂ€t und digitalen Netzwerken kann somit eine Lösung fĂŒr die Sicherung der Teilnahmemöglichkeiten einer alternden Bevölkerung und der Erreichbarkeit im lĂ€ndlichen Raum bieten.

Auch Car-Sharing, die organisierte gemeinschaftliche Nutzung von Autos, ermöglicht eine effizientere Nutzung von Fahrzeugen und verbessert somit die Energieeffizienz. Die Car-Sharing-Dienste können durch Medialisierung und Vernetzung unterstĂŒtzt werden. Intelligente Systeme zeigen Optionen und Wahlmöglichkeiten sowie die notwendigen Informationen auf, die Kommunikation und Reservierung erleichtern und die Abrechnung dynamisch abwickeln helfen. Das macht Car-Sharing-Dienste attraktiver.

Zurzeit nimmt die Akzeptanz solcher Car-Sharing-Dienste zu. Auch einige große Autohersteller bieten seit neuestem derartige „MobilitĂ€ts-Dienstleistungen“ an. Beim Car-Sharing wird kein Produkt bereitgestellt, sondern eine Dienstleistung. Dies entspricht einer allgemeinen Entwicklungstendenz des Marktes, die weg von der Bereitstellung von Objekten und hin zur Bereitstellung von Dienstleistungen fĂŒhrt. Jeremy Rifkin hat diese allgemeine Tendenz, dass der Zugang – anstelle des Eigentums – wichtiger wird, schon um die Jahrtausendwende ausfĂŒhrlich in seinem Buch „Age of Acces“ beschrieben.

Neben der SpeicherkapazitĂ€t der Batterien ist der Aufbau eines Versorgungsnetzes aus Ladestationen die große Herausforderung, von der die EinfĂŒhrung der ElektromobilitĂ€t abhĂ€ngt. Auch hier wĂ€re die Vernetzung – von urbanen Systemen – von Relevanz. Die Koppelung des Versorgungsnetzes aus Ladestationen fĂŒr Elektroautos an intelligente Energieversorgungssysteme, die erneuerbare Energien einsetzen (Sonnenkollektoren und Windkraftanlagen), wĂŒrde dabei beide Systeme – das der ElektromobilitĂ€t sowie das der Energieversorgung – stabilisieren.

Ähnlich wie beim Elektroauto ist bei den erneuerbaren Energien die Speicherung von ElektrizitĂ€t, also die SpeicherkapazitĂ€t der Batterien, das Problem. Die Gewinnung von erneuerbaren Energien folgt den Launen der Natur: Wann weht der Wind beziehungsweise wann scheint die Sonne? Es wird kurzfristig viel Energie gewonnen, die vielleicht gar nicht direkt benötigt wird und sich nur schwer fĂŒr eine spĂ€tere Nutzung speichern lĂ€sst.

Hier könnte eine intelligente Koppelung des Systems der nachhaltigen Energieversorgung mit dem Ladesystem fĂŒr Elektroautos zu einer gegenseitigen UnterstĂŒtzung der Systeme fĂŒhren. Die Batterien von Elektroautos könnten als externe Speichermedien im urbanen Energieversorgungssystem fungieren. Sie könnten den erzeugten Strom aufnehmen, kurzfristig speichern und bei Bedarf wieder ins System einspeisen. Mit Wechselschaltungen könnte der ungleichmĂ€ĂŸige Bedarf, den der Lebensrhythmus der StĂ€dter bedingt, dynamisch in Echtzeit an das fluktuierende Angebot, das von den Zyklen und Launen der Natur erzeugt wird, angepasst werden. So könnten Fluktuationen abgefangen und Differenzen zwischen Angebot und Bedarf abgepuffert werden. Elektrobetriebene Fahrzeuge könnten sich mit ihren Batterien stabilisierend auf das urbane Energieversorgungssystem auswirken.

Dies wĂŒrde nicht nur die Einspeisung von erneuerbaren Energien in Elektroautos ermöglichen, die direkt nachhaltige Wirkung zeigt. Es wĂŒrde auch die EinfĂŒhrung von lokal gewonnenen sauberen Energien im Allgemeinen unterstĂŒtzen. Das Elektroauto als Vehikel auf dem Weg zum postfossilen Zeitalter wĂŒrde an Bedeutung gewinnen.

Vernetzung
und
Verkehr

Digitale Vernetzung kann auch multimodale MobilitĂ€tssysteme unterstĂŒtzen, die den motorisierten Individualverkehr an öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, Bahnen und (Elektro-)FahrrĂ€der koppeln. Dies wirkt zusĂ€tzlich ressourcenschonend. Auch Car-Sharing, die organisierte gemeinschaftliche Nutzung von Autos, ermöglicht eine effizientere Nutzung von Fahrzeugen und verbessert die Energieeffizienz. Intelligente Systeme zeigen Optionen und Wahlmöglichkeiten sowie die notwendigen Informationen auf, die Kommunikation und Reservierung erleichtern und helfen, die Abrechnung dynamisch abzuwickeln. Das macht Car-Sharing-Dienste attraktiver.

GegenwĂ€rtig nimmt die Akzeptanz solcher Carsharing-Dienste zu. Einige große Autohersteller haben in letzter Zeit solche „MobilitĂ€tsdienste“ angeboten, was eine allgemeine Entwicklungstendenz ist, die weg von der Bereitstellung von GegenstĂ€nden und hin zur Bereitstellung von Dienstleistungen fĂŒhrt. „Jeremy Rifkin schrieb in seinem Buch ‚Age of Acces‘, dass der Zugang wichtiger wird als der Besitz.

Infrastruktur
fĂŒr
ElektromobilitÀt

Neben der SpeicherkapazitĂ€t der Batterien ist der Aufbau eines Versorgungsnetzes aus Ladestationen die große Herausforderung, von der die EinfĂŒhrung der ElektromobilitĂ€t abhĂ€ngt. Auch hier wĂ€re die Vernetzung von urbanen Systemen von Relevanz. Die Koppelung des Versorgungsnetzes aus Ladestationen fĂŒr Elektroautos an intelligente Energieversorgungssysteme, die erneuerbare Energien einsetzen (Sonnenkollektoren und Windkraftanlagen), wĂŒrde beide Systeme – das der ElektromobilitĂ€t sowie das der Energieversorgung – stabilisieren.

Ähnlich wie beim Elektroauto ist bei den erneuerbaren Energien die Speicherung von ElektrizitĂ€t das Problem. Die Gewinnung von erneuerbaren Energien folgt den Launen der Natur: Wann weht der Wind, wann scheint die Sonne? Es wird kurzfristig viel Energie gewonnen, die vielleicht gar nicht direkt benötigt wird und sich nur schwer fĂŒr eine spĂ€tere Nutzung speichern lĂ€sst. Die Batterien von Elektroautos könnten deshalb als externe Speichermedien im urbanen Energieversorgungssystem fungieren. Sie nehmen den erzeugten Strom auf, speichern ihn kurzfristig und speisen ihn bei Bedarf wieder ins System ein. Mit Wechselschaltungen könnte der ungleichmĂ€ĂŸige Bedarf, den der Lebensrhythmus der StĂ€dter bedingt, dynamisch in Echtzeit an das fluktuierende Angebot, das von den Zyklen und Launen der Natur erzeugt wird, angepasst werden. Fluktuationen werden so abgefangen und Differenzen zwischen Angebot und Bedarf abgepuffert. Die Einspeisung von erneuerbaren Energien in Elektroautos zeigt direkt nachhaltige Wirkung und wĂŒrde auch die EinfĂŒhrung von lokal gewonnenen sauberen Energien im Allgemeinen unterstĂŒtzen. Das Elektroauto als Vehikel auf dem Weg zum postfossilen Zeitalter wĂŒrde an Bedeutung gewinnen.

Mehr
Raum
in der
Stadt

Elektroautos sind leiser und erzeugen – zumindest lokal – keine Abgasemissionen. Dies wirkt sich direkt positiv auf die QualitĂ€t des öffentlichen Raumes der Stadt aus. Gleichzeitig kann die Reduzierung von FahrzeuggrĂ¶ĂŸe und Anzahl der Fahrzeuge durch Car-Sharing eine Reduzierung des Raumes fĂŒr den fließenden und ruhenden Verkehr bedeuten.

Bei einigen Modellen, die zurzeit entwickelt werden, sind die Elektromotoren an den RĂ€dern des Fahrzeuges befestigt, was schĂ€rfere Wenderadien möglich macht. Diese Minimierung der Wenderadien könnte eine weitere Schrumpfung des Raumes ermöglichen, der dem motorisierten Verkehr vorbehalten ist. Gleichzeitig könnten digital unterstĂŒtzte und vernetzte – intelligente – Parksysteme den fĂŒr das Parken benötigten Raum minimieren.

Die EinfĂŒhrung der ElektromobilitĂ€t bedeutet also nicht nur stillere Umgebungen und reinere Luft in den StĂ€dten. Sie kann auch die Reduzierung des Raums des fließenden Verkehrs und damit teils eine RĂŒckeroberung des Straßenraums durch die FußgĂ€nger, Bewohner und Benutzer der Stadt mit sich bringen. Sie fĂŒhrt gleichzeitig zur Reduzierung des Raums, der fĂŒr das Parken, den ruhenden Verkehr, reserviert werden muss. Dies könnte höhere Dichten in Neubaugebieten ermöglichen. Die Folge wĂ€ren urbanere Ensembles – mit der entsprechenden ökonomischen Relevanz.

All diese Chancen, die die EinfĂŒhrung der ElektromobilitĂ€t unseren Stadtlandschaften bieten könnte, eröffnen sich in einer Zeit, in der angesichts der ökologischen Bewusstseinsbildung unser Energiekonsum und unsere Lebensgewohnheiten im Allgemeinen in Frage gestellt und neu angedacht werden. Das heißt aber nicht, dass ElektromobilitĂ€t automatisch diese Auswirkungen haben wird. Die Chancen mĂŒssen ergriffen und die Entwicklungen mĂŒssen gelenkt werden.

Legende

Die 3,45-Minuten Animation „Shrinking Car City“ stellt diese Thematik dem breiten Publikum vor. Der Film ist bis zum 02. MĂ€rz 2011 im Bereich „zukunfts:blick“ der Ausstellung „Dynamik und Wandel der rheinischen StĂ€dte“ im RheinForum, Konrad-Adenauer-Ufer 3, in Köln zu sehen, siehe: www.dynamik-und-wandel.de. Danach wird die Animation im Rahmen der Ausstellung „Post-Oil City“ gezeigt. (Stationen sind zurzeit in Planung).

Die Animation wurde durch Hybrid Space Lab entwickelt und basiert auf den Untersuchungen von Hybrid Space Lab zur Thematik der Integration von ElektromobilitÀt in die Stadtlandschaft.

Hybrid Space Lab (Prof. Elizabeth Sikiaridi und Prof. Frans Vogelaar) ist eine interdisziplinĂ€re Plattform, die sich mit innovativer und ganzheitlicher Haltung rĂ€umlichen Aufgaben widmet. Im Rahmen von Hybrid Space Lab arbeiten Designer, Architekten, Urbanisten, Landschaftsarchitekten und Umweltplaner mit Software- und Hardware-Ingenieuren und MedienkĂŒnstlern an kombinierten analog-digitalen urbanen, architektonischen und Design-Projekten zusammen.

Hybrid Space Lab kombiniert Forschung, Entwicklung und Entwurf und konzentriert sich auf diese hybriden Felder, die durch die Kombination und das Zusammenkommen von Umgebungen und Objekten mit Netzwerken und Dienstleistungen heute, im Informations- und Kommunikationszeitalter, entstehen.

Der Begriff „hybrider“ Raum steht fĂŒr dieses Zusammenspiel von medialen und physischen RĂ€umen. Beispiele solcher hybriden RĂ€ume sind ĂŒberall in unserem Alltag zu finden, in den KommunikationsrĂ€umen der Mobiltelefonie, die private Inseln im öffentlichen Raum schafft, im stĂ€dtischen Raum, der mithilfe von Monitoren kontrolliert wird, oder nicht zuletzt beim Auto, dem connected car, das zur Schnittstelle zwischen realem Raum und virtuellen Netzen wird.

Das Auto schrumpft.
Der öffentliche Raum der Stadt kann wieder wachsen!

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