reBoot

reBoot ist ein Kunst/Medien Labor an Bord eines Schiffes, das am 8. Oktober in Köln ablegt, um eine Woche lang flussabwärts nach Amsterdam zu fahren. Junge Künstler, Musiker und Medien-Kollektive werden Projekte verwirklichen, die sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Fluss, den Orten und der damit verbundenen Idee der Vernetzung auseinandersetzen.

Unterwegs wird reBoot in Düsseldorf, Duisburg, Emmerich, Arnheim, Rotterdam und Amsterdam vor Anker gehen.

reBoot stieg den Rhein hinab und eröffnete eine experimentelle, hybride Plattform für den Austausch von Positionen und Perspektiven, die ständige Verschiebung von Grenzen zwischen den Bereichen Kunst, Medien und Sound und deren Verbindung zu Themen wie Politik, Wirtschaft und Urbanismus.

Konzerte, Broadcasts, Aufführungen, Projekte & Forschung reBoot @ KUNST NRW.NL, Motor Schiff Carolina, Der Rhein, Köln~Amsterdam, 8-15 Oktober 1999

reBoot

Im Oktober und November 1999 veranstalteten die Niederlande ein Kulturaustausch- und Kooperationsprojekt mit Nordrhein-Westfalen mit dem Titel „Kunst NRW.NL“.
Im Rahmen dieses Programms wurden eine Reihe von Kultur- und Kunstprojekten im Bereich der Neuen Medien realisiert.

Diese Projekte sind aus einer einzigartigen Kooperation zwischen Künstlern, Institutionen und kulturellen Initiativen beider Länder hervorgegangen.

Die Projektreihe wurde von Eric Kluitenberg am De Balie, Zentrum für Kultur und Politik (Amsterdam) und Prof. Frans Vogelaar, Lehrstuhl für hybrider Raum an der Kunsthochschule für Medien Köln, mit V2_Organization (Rotterdam) und Montevideo TBA (Amsterdam) als Kokoordinatoren koordiniert wichtigsten Partnerorganisationen.

Auf Einladung des Programms Kunst NRW/NL zur telematischen Vernetzung von 4 Clubs in NRW und NL entwickelte die Abteilung Hybrider Raum der Kunsthochschule für Medien Köln das Konzept eines schwimmenden Medienlabors, das physischen und digitalen Raum verbindet.

Der Rhein – als archetypisches Symbol der Verbindung und der fliessenden Übergänge zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen – soll durch dieses Gemeinschaftsprojekt neue Vernetzungsmöglichkeiten der beiden Länder erschliessen.

Aus der gemeinsamen experimentellen Arbeit entsteht ein neuer hybrider (medialer und physischer) Raum, der nicht nur an spezifische Orte gebunden ist, sondern auch aus deren Verbindung hervorgeht. Traditionelle translokale physische Netzwerke (der Rhein) werden mit neuen globalen medialen Netzwerken (Internet) verbunden.

reBoot eröffnet eine Plattform für den Austausch von Positionen und Perspektiven, die stete Grenzverschiebung zwischen den Bereichen Kunst, Medien und Musik und deren Verknüpfung mit Themen wie Politik und Wirtschaft und Urbanismus.

reBoot-Künstlerinnen/Künstler:

Yariv Alterfin/ Bettina Bachem/ Oskar van der Belt/ Dave Benett/ Christin Bolewski/ Persijn Broerse/ Nathalie Bruys/ Patrice Cros/ Nicolas Desponds/ Michel van Duyvenbode/ Eins & Eins/ Arthur Elzenaar/ flussux/ Nanna van Heest/ Dirk Holzberg/ Frank Horlitz/ Timothy Ingen-Housz/ Adam Hyde/ Isabelle Jenniches/ Gideon Kiers (D.U.M.B.)/ Joey Kops/ Chris Krönke/ Katrin Lehmann/ Martina Loepfe/ Arne Ludwig/ Marc Rene Matter/ Mauzz/ Andreas Menn/ Gels Middendorf/ Edward Milhuisen/ Myriel Milicevic/ Merel Mirage/ Jürgen Moritz/ Heike Mutter/ Alina Paluch/ Peter Pedaci/ Holger Reckter/ REWIND/ Remko Scha/ Simonex/ Ivar Smedstad/ Fabian Stärk/ Stephanie Thiersch/ Toek (DFM)/ Silke Wawro / Jost Wischnewski / Agnes Meyer-Brandis / Gregor Russ

Boot

Kunst
&
Medien
Labor

reBoot ist ein Kunst & Medien Labor an Bord eines Schiffes, das am 8. Oktober in Köln ablegt, um eine Woche lang flussabwärts nach Amsterdam zu fahren.

Künstler, Musiker und Medien-Kollektive werden Projekte verwirklichen, die sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Fluss, den Orten und der damit verbundenen Idee der Vernetzung auseinandersetzen.

Unterwegs wird reBoot in Düsseldorf, Duisburg, Emmerich, Arnheim und Rotterdam vor Anker gehen. An diesen Stationen kann das Kunst/Medien Labor besucht werden. Im Austausch mit lokalen Künstlern, DJ´s und Experten finden Performances, Konzerte, Ortsführungen und Vortragsveranstaltungen statt. Während der Fahrt überträgt reBoot per streaming video ein Live-Programm ins Internet.

Programm

Freitag, 8 Oktober 1999
Cologne

20.00 Parcours performance at the exhibition, Deutzer Brücke
22.00 Opening party at „Weberschiffanleger“ Leystapel, Schokoladenmuseum, Rheinkilometer 687
22.00 Andreas Menn: Zwei Objekte/Zwei Subjekte, mobile video-helmets
23.00 Triple r, Anima, Boris Bontempi: party
20.30 Dave Bennett: concert
21.30 Movement Jockeys

 

Samstag, 9 Oktober 1999
Düsseldorf
13.00 Departure Cologne
17.00 Arrival Düsseldorf, docking place Rheinterasse/Hofgartenufer, Rheinkilometer 745,5, Steiger Düsseldorf 2

15.30 Michal Hirsch: No Place – No Time, dance performance
17.30 Alina Paluch, Bettina Bachem, Jörg Külzhammer: diving event
18.00 Stephanie Thiersch, Uta Sander & Dave Bennet, process choreography
19.00 Jost Wischnewski, Gregor Russ, Parkhaus: reception
21.30 Ego Digits, Antonelli Electr. Live, Triple r, Strobocop, Anima, 1&1: party

 

Sontag, 10 Oktober 1999
Duisburg
11.00 Departure Düsseldorf
14.30 Arrival Duisburg, Innenhafen, in front of Stadtmuseum, Rheinkilometer 777

14.00 Boris Sieverts, guided tour: Kupferhütte
16.30 Andreas Menn: Zwei Objekte/zwei Subjekte, mobile video-helmets
16.30 Harry Flöter: Controlled Demolition, film
17.30 University of Duisburg: Art in the Internet, research project
18.30 Uta Sander, Dave Bennet & Axelle Sengissen: process choreography
21.00 Tomek Rejs: film projection
22.00 Josef Suchy: concert
22.45 Kunsthochschule für Medien Köln: Animation films
23.15 Computer Jockeys

 

Montag, 11 Oktober 1999
Emmerich
15.00 Departure Duisburg, Inner harbour
19.30 Arrival in Emmerich, Rheinpromenade, Rheinkilometer 852

10.30 Boris Sieverts: guided tour
20.00 Stephanie Thiersch, Uta Sander & Dave Bennet, process choreography
20.30 Jürgen Moritz: Reading
21.00 Marc Rene Matter & Corinne Gerber: Labiles System Liebe, reading
21.30 Josef Suchi & 1&1: concert

 

Dinstag, 12 Oktober 1999
Arnheim/Arnhem
12.00 Departure Emmerich
14.00 Arrival Arnheim, Rijnkade, Arnhem

9.30 Die Entwicklung der Rheinschiffahrt at the Rheinmuseum Emmerich: exhibition
12.00 Christine Meierhofer: Vergessen, reading
15.00 Academy of Fine Arts, Arnhem: reception & screening media art, one minute videos, NL Art Academies & KHM
18.30 Stephanie Thiersch, Uta Sander & Dave Bennet: process choreography
22.00 Brüsseler Platz 10a: music concert

 

Mittwoch, 13 Oktober 1999
Rotterdam
7.00 Departure Arnheim
13:00 Arrival Rotterdam, Wilhelminarkade, opposite of Café Rotterdam

12.00 1&1 concert
17.00 Wolf Dieter Ernst: Media Activism 70, reading
18.00 Stephanie Thiersch, Uta Sander and Dave Bennet: process choreography
21.00 Flussux: concert
22.00 DJs, Xchange & Ozone Radio Riga: concert
23.00 Rotterdam: harbour tour

 

Donnerstag, 14 Oktober 1999
Amsterdam
7.00 Departure Rotterdam
16.00 Arrival Amsterdam, Oostelijke Handelskade, next to the new Amsterdam Passengers Terminal

11.30 Jürgen Moritz: Unterschiedlich Sprechen, reading
14.00 Roemer van Toorn: The second modernity, reading
17.00 Stephanie Thiersch, Uta Sander & Dave Bennet: process choreography
21.00 Nosferatu & Dj Fidel: Rewind, film
22.00 Institut für Feinmotorik: concert
23.00 Feinmotorische DJs

 

Freitag, 15 October 1999
Amsterdam

20.00 reBoot: NDSM-shipyard, Barbecue
22.00 reBoot: NDSM-shipyard,  final nervous breakdown party
23.00 reBoot: NDSM-shipyard,  1&1 concert

 

Freitag 8 Oktober 1999 – Freitag 15 Oktober 1999

Dirk Holzberg: objective linx, on/offloading of the fisching.net
Josef Skil: recording/reproducing the boats sounds & broadcasting a live_mix_audiostream with all kind of sounds/images/div.libs live/pre_recorded/boat.
Huge Harry, Arthur Elsenaar & Remko Scha: Radio for Everyone; a Computer’s Reflections on the Future of Broadcasting
Stefan Kunzmann & Isabelle Jenniches: Whirligig: downstream & ashore small-scale narrow-cast performances for rhineboat and passengers, riverbanks and public
Ray & Bob: giving their present to the town
Peter Pedaci: traceroute_internet currents

Heike Mutter

59 Dorthin

86 Die Arche, das Floss, das Schiff. Schwimmende Bauten. Fahrende Tempel der Inder, die wandernden Häuser der Mongolen, die Wohnung der Zigeuner sind frühe Vorformen für die schwebende, fliegende Architektur des Elektronischen Zeitalters, die Flugzeuge, Raketen, Weltraumstationen.

10 Nirgendwo sein, ortlos, verloren. Das Verstecken, Verbergen der festen Orte, die Aufhebung der Orte und das Auf-Reisen-Gehen. Utopie heisst U-Topos, Kein Ort, nirgends.

15 Wege, Strassen, Flüsse Geradeaus, rechts herum, links herum. Während Orte „geronnene Zustände” zeigen, führen Wege virtuelle Abläufe vor. Die Zeit wird im Raum als Vorher – Nachher- Phänomen abgebildet. Wegformen enthalten Bewegungsschemata, die beim sich bewegenden Protension und Retension aufbauen, d.h. Vorausgerichtetsein und Rückblick, Erwartung und Erinnerung.

13 Wegweiser. Wie ein Berg oder ein Baum in der Landschaft, so kann ein gebautes Ding den Weg weisen. Die Orientierung erleichtern, einen Anhaltspunkt sein für unsere Alltagsmanöver, Bildzeichen in unserer räumlichen Vorstellung, zum festmachen der Erinnerung.

2 Irgendwo ausserhalb des Raumes. Im Cyberspace ist die Orientierung an Instrumenten festgemacht, d.h. an Skalen von Anzeigen, nicht mehr an konkteten Dingen und Orten. Wo liegen die Referenten der verfügbaren Zeichen. Mehr und mehr entziehen sich die Handlungsrituale der Piloten dem korrespondierenden Körpergefühl. Das Raumschiff ist vorwiegend durch das Netz der Sende- und Empfangsdaten bestimmt. Diese Zeichen sind nun die eigentliche, die primäre Wahrnehmungswelt.

1 Katastrophen der Unfall, der Flugzeugabsturz, der Zeppelinbrand, der Untergang der Titanic, das Verglühen der bemannten Weltraumrakete. Die mächtigsten industriellen Apparaturen, können zu den schrecklichsten Katastrophen führen, wenn sie nicht aufs genaueste überprüft werden. Die Massen die sie in Bewegung setzen, ihre Geschwindigkeit, ihre ganze Kraftentfaltung wirken aufs schrecklichste zerstörerisch, wenn sie plötzlich angehalten oder vom Ziel abgeleitet werden.
© Heike Mutter

Kunst NRW.NL

Dieses Kooperationsprojekt unterstreicht die enge Verbundenheit beider Länder und unterstreicht die große Bedeutung, die diese Zusammenarbeit bereits heute hat und im Rahmen der künftigen weiteren europäischen Integration zunehmend haben wird.

Kulturell sowie im Bereich Medien und neue Medien nehmen sowohl die Niederlande als auch Nordrhein-Westfalen in vielerlei Hinsicht eine führende Rolle in Europa ein. Gerade in diesen beiden Ländern wird versucht, über die ökonomische und technologische Bedeutung hinaus einen Zusammenhang zwischen der Neuen Medienentwicklung als solcher und ihren gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen herzustellen. Beide Länder haben darüber hinaus eine reiche kulturelle Tradition und Geschichte sowie ein sehr lebendiges und vielfältiges zeitgenössisches Kulturleben. Es ist vor allem diese Vielfalt, die das neue Medienprogramm prägt.

KUNST NRW.NL
ist ein Kultur Kooperationsprojekt von Nordrhein-Westfalen und die Niederlande

Hybrider Raum ist ein neues interdisziplinäres Gestaltungsfeld, das die Veränderungen des architektonischen, städtischen und regionalen Raums im aufkommenden „Informationszeitalter“ erforscht und die dynamische Interaktion von Architektur/Städtebau und dem Raum der Massenmedien und Kommunikationsnetze untersucht.

Hybrider Raum entwickelt Szenarien für das Zusammenspiel von öffentlichem Stadtraum und öffentlichem Medienraum.

Veröffentlichung Idensifying® Translocalities @ Kunst NRW.NL, Amsterdam, 1. Oktober 1999
Idensifying® Translocalities wird als Teil von reBoot veröffentlicht.

Hybrider
Standort

1999 organisierten wir, das De Balie Zentrum für Kultur und Politik in Amsterdam und die Kunsthochschule für Medien in Köln, ein interessantes Experiment, das sehr bewusst die Beziehung zwischen dem physischen öffentlichen Raum in einer vorübergehenden Umgebung und, wenn möglich, in Echtzeit mit dem „ortlosen“ elektronischen Medienraum untersuchte.
Das Projekt namens reBoot – ein schwimmendes Medienkunstexperiment – versammelte etwa 50 Künstler (deutsche und niederländische) für eine Woche auf einem großen Partyboot, das in ein schwimmendes Medienlabor und einen Präsentations- und Aufführungsraum verwandelt wurde. Das Boot pendelte zwischen Köln, Rotterdam und Amsterdam und legte in den Städten Düsseldorf, Duisburg, Emmerich,. Arnheim und Rotterdam (alle am Rhein) und landete schließlich in Amsterdam.

Die interessante Erfahrung war vor allem die Festigkeit des Medienstandorts des Projekts, eine Website mit einer festen URL, einige Live-Streams mit Ton- und Videomaterial und Fernsehsendungen hauptsächlich im Amsterdamer Kabelfernsehen. Während der Woche wurde so viel Material wie möglich über diese festen Medienkanäle veröffentlicht. Die ständig wechselnde Position des Bootes und die künstlerischen Experimente, die an Bord in Bezug auf die sich verändernde Landschaft und den Kontext des Bootes durchgeführt wurden, standen in scharfem Kontrast zum festen Medienstandort. Plötzlich schien der mediale Ort viel mehr ein stabiler Punkt zu sein, ein „Ort“, ein Bezugspunkt, als der physische Raum.

Sie führt uns in eine Umkehrung der Wahrnehmung ein, die sich in den kommenden Jahren immer stärker durchsetzen wird, da wir an der Schwelle zur breiten Einführung einer neuen Generation von drahtlosen Medien stehen. Unser physischer Aufenthaltsort wird immer flüchtiger und fließender, während unser medialer Aufenthaltsort immer fester wird. Es scheint ein zwingendes Bedürfnis zu geben, immer verbunden zu sein, einen festen und ständig zugänglichen Medienstandort zu haben, während gleichzeitig die Angst und der Wunsch nach Kontrolle über die neue Fluidität des physischen Standorts wachsen. In dem Maße, wie drahtlose und mobile Medien immer ausgefeilter werden, erhöhen sie das Potenzial für physische Mobilität (da man jetzt überall erreichbar ist und überall arbeiten kann), aber dieser Mechanismus verstärkt nur die Angst vor dem Verlust der Kontrolle über den Aufenthaltsort des „Anderen“. Dies zeigt sich schon heute in der ständigen Frage von Handynutzern „Wo bist du?“ an die Person am anderen Ende der Leitung.

Auszug aus dem Essay Constructing the Digital Commons, Eric Kluitenberg @ tactical media files, Amsterdam, 1. März 2003

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