Workshop des Bündnises Digitale Stadt Berlin zum Thema “Covid-19: Lessons learned für die Berliner Digitalisierungsstrategie”, der sich auf Beobachtungen und Erfahrungen während der Pandemie im Frühjahr 2020 richtet und Schlussfolgerungen für eine demokratische und integrative Digitalisierungspolitik für Berlin zieht.
Workshop Kiez Labor @ Bündnis Digitale Stadt Berlin, 6 Mai 2020
Eine der Ergebnisse des Workshops ist die Forderung nach Kiez-Labs als lokale, nachbarschaftsbasierte Anlaufstellen für die digitale Teilhabe.
Die Kiez Labs sind als niedrigschwellige, im städtischen Kontext eingebettete, diskursive Formate und auch als temporäre Labore in kieztypischen Orten wie beispielsweise Altersheime, Bibliotheken, Schulen, Krankenhäuser und Parks konzipiert.
Die Herausforderungen des digitalen Wandels werden im Alltag der Berliner*innen immer konkreter spürbar. Es gibt ein zunehmendes Bedürfnis sich einzubringen und die digitale Zukunft der Stadt gestaltend in die Hand zu nehmen. Ab 2019 entwickelt Berlin eine Digitalstrategie, in der Ziele für die digitale Zukunft der Hauptstadt formuliert werden sollen. Die Entwicklung einer solchen Digitalstrategie ist, ebenso wie der digitale Wandel selbst, ein dynamischer Prozess, der einer kontinuierlichen Steuerung, Begleitung und Reflexion bedarf. In Berlin gibt es auf lokaler Ebene bereits ein vielfältiges Patchwork ganz unterschiedlicher Initiativen und Menschen, die Visionen und Wege einer gemeinschaftlichen und gemeinwohlorientierten Digitalisierung praktisch erproben. Dieses Potenzial gilt es bei der zukünftigen Entwicklung der Berliner Digitalstrategie sichtbar zu machen und zu nutzen.
Hierfür schlagen wir die Etablierung von Berlin Kiez-Labs vor: Nachbarschaftslabore zur Förderung des öffentlichen Diskurses zur digitalen Zukunft Berlins und zur gemeinsamen Entwicklung der Berliner Digitalisierungsstrategie. Wir verstehen Kiez-Labs als ein niedrigschwelliges diskursives Format: zum gemeinsamen forschenden Lernen, zum Erfahrungsaustausch, zum Experimentieren, zum Aushandeln von Konflikten, zum Anstiften von Kooperationen – und als lokale, sozialräumlich eingebettete Ergänzung zum neu eingerichteten City Lab.
Ab November 2019 werden wir während einer ersten Testphase in regelmäßigen Abständen und im nomadischen „Pop-Up-Prinzip“ in wechselnden Berliner Kiezen und kieztypischen Orten wie beispielsweise Bibliotheken, Krankenhäuser oder Parks erste temporäre Kiez-Labs organisieren, um die langfristige Ausgestaltung und das Potenzial der Kiez-Labs prototypisch zu erproben. Aktuell geplante Formate sind Impulsvorträge, dialogische Foren und Workshops, die sich an eine möglichst breite Öffentlichkeit richten. Ein besonderes Anliegen ist hierbei das Lernen von und mit anderen Städten und Initiativen, die sich wie Berlin den Zielen der „Cities Coalition for Digital Rights“ verschrieben haben.
Langfristiges Ziel ist die Weiterentwicklung und Verstetigung des Kiez-Labs-Formates, um dauerhaft lokale Perspektiven und Erfahrungen der Berliner Zivilgesellschaft in die digitale Transformation der Stadt Berlin einzubringen. Die Kiez-Labs müssen daher frühzeitig ein fundamentaler Baustein der Berliner Digitalstrategie sein.
Die aktuelle COVID-19-Krise hat uns eindrücklich vor Augen geführt, wie wichtig eine inklusive Ausgestaltung von Digitalisierungsprozessen ist, die soziale Teilhabe ermöglicht und digitale Infrastrukturen für alle Menschen im Sinne der Daseinsvorsorge zugänglich macht. Es wird deutlich, dass Digitalisierungspolitik kein Nebenbeschäftigungsfeld ist, sondern in der nachhaltigen Entwicklung der Stadt eine zentrale Rolle spielen muss.
In vielen Bereichen wurden Probleme und Herausforderungen sichtbar und gleichzeitig hat die vielfältige Akteurslandschaft in Berlin ihre Potenziale und Ideen entfaltet. Initiativen, Kieze, Nachbarschaften und die Verwaltung haben vielerorts gezeigt, was wir erreichen können, wenn wir uns gegenseitig unter die Arme greifen.
Digitalisierung darf nicht weiter als ein technisches und technologiegetriebenes Politikfeld verstanden werden, sondern muss als ein gesellschaftlicher Wandel wahrgenommen werden, der interdisziplinär und partizipativ zu gestalten ist. In enger Zusammenarbeit kann im interdisziplinären und kooperativen Austausch eine strategische Ausrichtung der Digitalisierungspolitik Berlins erarbeitet werden.
Christian Grauvogel, HIIG | re:Kreators – Netzwerk für zivilgesellschaftliche Stadtentwicklung in Europa
Prof. Elizabeth Sikiaridi, Hybrid Space Lab
Prof. Frans Vogelaar, Hybrid Space Lab
Felix Hartenstein, TU Dresden | Inwista | Urbanophil
Hişar Ersöz, studio amore
Leon Jank, studio amore
Prof. Melanie Humann, Institut für Städtebau und Stadtforschung | TU Dresden
Moritz Sulger
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