Hybrid Space @ Digital Leaders in Architecture

Hybrid Space ist das Thema der neuen Ausgabe von Digital Leaders in Architecture, einer Plattform, die innovative DenkanstĂ¶ĂŸe fĂŒr Architekten bietet.

Interview & Vortrag Hybrid Space @ Digital Leaders in Architecture, SchĂŒco International KG, Berlin, 1 Juli 2022

Digital
Leaders
in
Architecture
by
SchĂŒco International KG

Das „20 Minutes“-Format von und fĂŒr digitale Pioniere der Architektur.
Eine Sitzung von 20 Minuten. Nicht mehr und nicht weniger. In unterhaltsamen Web-Sessions liefert Digital Leaders in Architecture innovative DenkanstĂ¶ĂŸe fĂŒr Architekten und gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen im Zusammenspiel von Digitalisierung und Architektur.

Digital Leaders in Architecture bietet Architekten eine Plattform fĂŒr Zukunftsszenarien und deren Einbettung in die RealitĂ€t. In 20-minĂŒtigen, spannenden Web-Sessions werden MeinungsfĂŒhrer aus dem Architekturbereich eingeladen, ihre Expertise in Kombination mit digitalen Zukunftstrends zu nutzen und die wichtigsten Fragen im Zusammenspiel von Digitalisierung und Architektur zu beantworten. Das Programm Digital Leaders in Architecture wird von SchĂŒco und Gira prĂ€sentiert.

KĂŒnftige
Szenarien
in
Architektur

Der hybride (architektonisch-urbane und digitale) Raum ist heute der dominierende Raum der sozialen Interaktion. Der hybride Raum steht im Mittelpunkt des langjÀhrigen Engagements und der Erfahrung des Hybrid Space Labs. Ausgehend von der Verschmelzung von physischen Orten und digitalen Netzwerken zu hybriden RÀumen hat sich das Konzept der HybriditÀt des Labs weiterentwickelt, um die hybriden, miteinander verflochtenen RealitÀten von Natur und Technologie zu thematisieren.

Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung mĂŒssen Architekten ganzheitliche Modelle entwerfen, um Informationen bei der Dateneingabe priorisieren und organisieren zu können. Architekten sollten kreative ZukunftsentwĂŒrfe entwickeln, die die verschiedenen Dimensionen, Facetten und Wirkungen des Raums integrieren – die der physischen und der digitalen Welt sowie der gebauten und der natĂŒrlichen Umwelt.

Durch die zunehmende Digitalisierung und die allgegenwĂ€rtige digitale Transformation von Prozessen sowie durch immer ausgefeiltere Technologien verĂ€ndert sich das Arbeitsumfeld von Architekten dramatisch. Angesichts dieser VerĂ€nderungen sollten Architekten innehalten und ĂŒber ihre Rolle nachdenken. Und sie möglicherweise auch neu definieren.

Digital Transformation und QualitÀt unseres LebensrÀume

Wie wirkt sich die digitale Transformation auf die Architekturszene und das Arbeitsumfeld aus?
Welche VerÀnderungen und UmwÀlzungen stehen uns noch bevor? Und wie wird sich dies alles auf die Eigenschaften unserer StÀdte und die QualitÀt unserer LebensrÀume auswirken?

KĂŒnftige Szenarien in Architektur

Die Arbeit von Hybrid Space Lab steht an vorderster Front der Fragen, die das zeitgenössische Leben – und das rasante Tempo des technologischen Fortschritts und der Digitalisierung – aufwirft. Hybrid Space Lab beschĂ€ftigt sich intensiv mit der Überschneidung, Interaktion und Verhandlung zwischen physischen und digitalen RĂ€umen und betont die Notwendigkeit kollaborativer, inklusiver und interdisziplinĂ€rer AnsĂ€tze fĂŒr eine zukunftsfĂ€hige Architektur und Gesellschaft.

Architektur ist Zeuge dramatische VerÀnderungen

Durch die zunehmende und allgegenwĂ€rtige Digitalisierung von Prozessen und immer ausgefeiltere Technologien erfĂ€hrt das Feld – und der Begriff – der Architektur selbst dramatische VerĂ€nderungen.

Architekten neu definieren ihre Rolle

Architekten mĂŒssen nicht nur mit der integrativen Kraft von Software rechnen, die die Verhandlungen zwischen PlĂ€nen aus verschiedenen Fachgebieten fĂŒr jedes Projekt automatisieren kann, sondern stehen auch vor der Herausforderung, ihre Rolle angesichts dieser VerĂ€nderungen in der Branche neu zu definieren.

KI Kuratieren

Wenn ĂŒberhaupt, dann muss sich die Rolle der Architekten der Herausforderung stellen, Informationssysteme und Algorithmen mit sorgfĂ€ltig ausgewĂ€hlten – fast kuratierten – Eingaben und Daten zu fĂŒttern. Nur auf diese Weise kann maschinelles Lernen mit zunehmender Raffinesse und Effizienz auf die Planung angewendet werden. Genauer gesagt können die Werte der Architektur die Kriterien fĂŒr die Einspeisung von KI bereichern und formen, indem sie dafĂŒr sorgen, dass erstere den Kern dessen bilden, was Maschinen dort lernen.
Daher wird die Rolle des Architekten in gewisser Weise immer visionĂ€rer. Architekten brauchen ganzheitliche, allumfassende Konzepte und Modelle, die es ihnen ermöglichen, Informationen zu priorisieren und zu organisieren, um umfassende und kreative Visionen fĂŒr die Zukunft zu entwickeln.

Architektur relevant Behalten

Architekten mĂŒssen daher einen Überblick haben, der alle Dimensionen, Facetten und Wirkungen des Raums integriert: physisch und digital, Artefakt und Natur. Nur so kann die Architektur als Disziplin und Kompetenz ihre Relevanz im Zeitalter der maschinell gesteuerten und verarbeiteten Planung erhalten und steigern.

Prof. Elizabeth Sikiaridi ist Architektin und – zusammen mit Prof. Frans Vogelaar – GrĂŒnderin von Hybrid Space Lab. „Hybrid“ steht fĂŒr InterdisziplinaritĂ€t, „Space“ fĂŒr Raumexpertise und „Lab“ fĂŒr die innovative Arbeitsweise, die einen transdisziplinĂ€ren Gestaltungsansatz bevorzugt, wo Stadt, Natur und das Digitale zusammengedacht und entwickelt werden.

Professor Elizabeth Sikiaridi lehrt seit 1997 Entwerfen beim Studiengang Landschaftsarchitektur der UniversitĂ€t Duisburg-Essen und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, wo sie den internationalen Masterstudiengang „Sustainable Landscape Design and Development“ leitet. Elizabeth ist in London geboren und in Athen aufgewachsen. Sie studierte Architektur und StĂ€dtebau an der École d’Architecture de Belleville in Paris und an der Technischen UniversitĂ€t Darmstadt (Diplom mit Auszeichnung). Sie arbeitete im ArchitekturbĂŒro GĂŒnther Behnisch & Partner in Stuttgart an den Projekten „Erweiterungsbau der Deutschen Bundesbank, Frankfurt/Main“ (verantwortlich fĂŒr den Wettbewerb: 1. Preis) und „Deutscher Bundestag, Bonn“. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin.
SchĂŒco International KG

Interview

Maike Vornfeld: Herzlich willkommen zu Digital Leaders in Architecture. Wir melden uns heute hier aus dem SchĂŒko-Showroom in Berlin.Mein Name ist Maike Vornfeld und ich bin Showroom-Managerin bei SchĂŒko.

Julian Warning: Und mein Name ist Julian Warning und ich verantworte als Architektur-Media-Manager die Architekturkommunikation bei GIRA. GIRA, wir sind die mit den Schaltern und den Steckdosen. Ja, und bei uns ist Professor Elisabeth Sikiaridi.
Elizabeth, toll, dass du heute als Speakerin bei uns bist. Wir freuen uns sehr.

Elizabeth Sikiaridi:  Ich freue mich auch.

Maike Vornfeld: Ganz, ganz herzlichen Dank. Elizabeth, erzĂ€hl doch mal ganz kurz, was hast du fĂŒr einen Hintergrund. Du hast Architektur studiert und hast einen internationalen Hintergrund.
Und ja, vielleicht möchtest du dich einmal ganz kurz vorstellen.

Elizabeth Sikiaridi: Okay, der Name Elizabeth Sikiaridi. Ich bin in London geboren, aufgewachsen bin ich in Athen.
Studiert habe ich in Deutschland und in Paris, in Darmstadt. Da habe ich auch ein Diplom gemacht. Und nach dem Studium bin ich direkt zu meinem Professor damals, GĂŒnter Behnisch gegangen, das war in Stuttgart, und habe bei ihm gearbeitet in ganz großen Projekten.
Also der Deutsche Bundestag, der eigentlich, als er fertig war, nicht mehr relevant war, weil im Prinzip die Regierung nach Berlin ziehen sollte. Und ich hatte auch ein großes Projekt als ein Wettbewerbsprojekt, was ich geleitet hatte, das war Erweiterung Deutsche Bundesbank. Damals war es sehr bekannt, weil es nicht nur ein großes Projekt war, sondern ein architektonisch sehr interessantes Projekt.
Das habe ich begleitet, dann als Architektin, spÀter im Entwurfsteam, bis das auf Eis gelegt worden ist oder eigentlich gestoppt ist, weil es in der Zwischenzeit wieder Vereinigung gab, EuropÀische Zentralbank, und das war klar, ob man so ein prominentes Projekt in Frankfurt baut. Danach bin ich nach Berlin gekommen. Ich habe hier gelehrt, an der TU Berlin, bei den Architekten.
Und dann habe ich mich auf eine Professur an der UniversitĂ€t, Gesamtschule Essen, dann UniversitĂ€t Duisburg-Essen, gekriegt, bei den Landschaftsarchitekten, als Architektin, wo ich im Prinzip entwerfen gelehrt habe. In der Zwischenzeit habe ich auch mit meinem Partner, Professor Frans Vogelaar, hatten wir unser eigenes BĂŒro gegrĂŒndet, was heute Hybrid Space Lab heißt. Dann sind wir auch nach Amsterdam gegangen, haben da gearbeitet.
Frans ist NiederlÀnder, und wir waren da bis 2008. Und danach sind wir wieder nach Berlin gekommen. Ich lehre weiterhin bei den Landschaftsarchitekten, erst bei Duisburg-Essen in der Zwischenzeit, bei der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

Maike Vornfeld: Elizabeth, das Hybrid Space Lab, das ist kein konventionelles ArchitekturbĂŒro. Was macht ihr da genau?

Elizabeth Sikiaridi: Hintergrund haben wir die GrĂŒnder, Frans und ich, in Architektur. Wir kommen aus der Architektur raus und Hybrid Space Lab, also zum Titel her Hybride, wir mischen eigentlich Felder und wir schauen uns integriert die verschiedenen Dimensionen von Raum, Space, das ist unsere Expertise, und Lab ist eigentlich unsere sehr innovative, experimentelle Arbeitsweise.
Wir haben ein Think Tank und wir haben ein Design Lab. Think Tank ist sehr breit aufgestellt von internationalen Organisationen, Regierungen, große Firmen, professionelle Organisationen, Kultureinrichtungen und so weiter. Design Lab, also wo wir richtig auch entwerfen, sind wir sehr stark im kulturellen Bereich tĂ€tig.

Maike Vornfeld: Das ist kurz zum Hybrid Space Lab. Ja, kurz, da wĂŒrde ich hier gleich einhaken, weil kurz sind ja auch unsere VortrĂ€ge. 20 Minutes heißt ja das Format.
Elisabeth, worĂŒber wirst du gleich sprechen? Worum geht es in deinem Vortrag?

Elizabeth Sikiaridi: Also ich werde, der Titel ist Hybrid Space, ein bisschen unsere Haltung zeigen, wie wir dieses Hybride anpacken, wo wir eigentlich begonnen sind mit der Integration von medialen digitalen Raum und physischen architektonischen urbanen Raum und weitergegangen sind, auch die Dimension des Raums, natĂŒrlicher Raum, bebauter Raum, zusammenzudenken. Ich denke, also ich habe diese Thematik gewĂ€hlt, weil ich denke, dass es fĂŒr Architektur sehr relevant ist zur Zeit, genau weil wir eine sehr starke Digitalisierung haben, genau weil wir solche Systeme wie Building Information Modeling und so weiter, wo wir Daten einspeisen, um die Relevanz der Architektur und der Architektinnen zu behalten, mĂŒssen wir als Architekten das Gesamtbild noch im Auge haben. Das bedeutet, holistisch uns mit dem Raum auseinandersetzen und Konzepte dafĂŒr zu entwickeln.
Also wir speisen die Systeme, wir mĂŒssen die Konzepte dafĂŒr eigentlich kreativ entwerfen als Architektinnen.

Maike Vornfeld: Ja, super. Also unsere Vorfreude ist geweckt.
Ich wĂŒrde sagen, Elisabeth, die nĂ€chsten 20 Minuten gehören dir und wir starten mit deinem Vortrag.

Vortrag

Elizabeth Sikiaridi
Ganz herzlichen Dank.
Heute ist der hybride, kombiniert architektonische urbane und mediale digitale Raum der vorherrschende Raum der sozialen Interaktion und Kommunikation.

Hybride, also kombinierte architektonische, physische, mediale, digitale RĂ€ume entwickeln sich zurzeit rasant, vor allem jetzt mit dieser Beschleunigung der Pandemie. Bei Hybrid Space Lab arbeiten wir schon sehr lange an solchen RĂ€umen, an der Interaktion und Verschmelzung von digitalen und physischen RĂ€umen am hybriden Raum. Hybrid Space Lab habe ich zusammen mit Professor Frans Vogelaar gegrĂŒndet, schon lĂ€nger her, Professor Frans Vogelaar hat 1998 an der Kunsthochschule fĂŒr Medien Köln den ersten, weltweit den ersten Lehrstuhl fĂŒr hybriden Raum auch gegrĂŒndet.

In Hybrid Space Lab sind wir in Berlin ansÀssig, wir arbeiten aber sehr breit international. Und Ziel unserer Arbeit bei der Entwicklung von hybriden RÀumen ist das Beste aus der physischen Welt und aus der digitalen Welt herauszufiltern und dann intelligent, effektiv, wirkungsvoll zusammenzubringen in hybriden RÀumen. Wir wollen dabei Entwicklungen beeinflussen aus der Sicht des Architekten, aus der Sicht des Urbanisten, um diese so zu transformieren, dass sie der Art und Weise, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen, auch entsprechen.

Somit arbeiten wir sehr lange an Projektionen von MöglichkeitsrĂ€umen und wir denken, dass das heute vor allem sehr, sehr, sehr wichtig wird fĂŒr die Arbeit im Arbeitsfeld der Architektur. Durch die zunehmende Digitalisierung und die allgegenwĂ€rtige digitale Transformation von Prozessen und immer ausgefeilteren Technologien erfĂ€hrt das Arbeitsfeld der Architektinnen dramatische VerĂ€nderungen heute. Angesichts dieser VerĂ€nderungen sollten Architektinnen kurz innehalten und ĂŒber ihre Rolle nachdenken und ihre Rolle eventuell auch neu definieren.

Zum Beispiel, also man hat diese Building Information Modeling Systeme, wo man Dateneingaben macht, wo es ganz wichtig ist, Informationen zu priorisieren, Informationen so zu organisieren und dazu braucht man eigentlich ganzheitliche Modelle. Architekten mĂŒssen dabei kreative ZukunftsentwĂŒrfe entwerfen, die die vielfĂ€ltigen Dimensionen des Raums integrieren, die der physischen, der digitalen Welt, die der bebauten und auch der natĂŒrlichen Umwelt. Und das ist eigentlich, was wir als Hybrid Space Lab lange tun.

Schon in der sehr frĂŒheren Arbeit, Ende der 80er Jahre, entwickelten wir freie kĂŒnstlerische Projekte fĂŒr mögliche hybride RĂ€ume und entwarfen Visionen fĂŒr das Zusammenspiel vom stĂ€dtischen öffentlichen Raum und medialen öffentlichen Raum, um die öffentliche Dimension dieser RĂ€ume zu stĂ€rken. Was uns damals schon wichtig war, war nicht nur physische RĂ€ume, statische RĂ€ume zu entwerfen, sondern die Kommunikationsprozesse auch nachzudenken. Das bedeutet, dynamische RĂ€ume oder den Raum als dynamischen Prozess zu denken und dafĂŒr auch dynamische Notationen zu machen.

Auf der linken Seite eine Publikation aus der Zeit, ich glaube das ist 97, die niederlÀndische Zeitschrift Der Architekt. Also den Raum in seiner dynamischen Dimension der Prozesse, Kommunikationsprozesse zu sehen. Das ist eine Thematik, die uns sehr wichtig war.

Gleichzeitig auch diese ganzen Interaktionen und Interdependenzen von digitalen RĂ€umen und physischen RĂ€umen Auf der rechten Seite sehen Sie einen kleinen Teil, Inhaltsangabe von einer Forschung, die wir gemacht haben, beginnend 1999, Ende 2002, fĂŒr den Think Tank der niederlĂ€ndischen Regierung Infodrome. Der Think Tank Infodrome beschĂ€ftigte sich mit der Transformation in der Information- und Kommunikationsgesellschaft fĂŒr Society and Governance, das war völlig interdisziplinĂ€r. Es gab Gruppen, die sich mit Gesundheit, mit MobilitĂ€t, mit Sicherheit und so weiter beschĂ€ftigten.

Wir als Hybrid Space Lab hatten die Thematik des Nutzens des Raumes, the use of space. Das ist eine kleine Thematik, die vor allem ĂŒber das Wohnen geht, also diese Inhaltsangabe und das sind Themen, die man heute kaum mehr erklĂ€ren braucht. Die Software, The Network House, neue Wohntypologien, neue Dienstleistungen, die am Wohnen gekoppelt sind, mehr Raum fĂŒr das Wohnen, also Home Office ist ein Thema, man braucht mehr Raum dazu, aber auch gleichzeitig, was bedeutet es, wenn ich at home on my portable PDA, Personal Digital Assistant, heute wĂŒrde man sagen Smart Home, High Speed Living for more Nomads, digitale Nomaden ist ein Thema, aber gleichzeitig Spreading Roots, the Revitalization of the Neighborhood, also wir werden einerseits globaler, gleichzeitig werden wir auch lokal.

Das sind diese ganze Gemengelager von Interaktion von physischen, architektonischen, urbanen und digitalen und medialen Raum. Und wir denken, das ist ganz wichtig, diese RĂ€ume zusammenzudenken. Mit so einer Haltung, also einer ganzheitlichen Haltung und auch mit einem partizipatorischen Ansatz, darĂŒber werde ich gleich sprechen, herausarbeiten wir an vielen Themen der vernetzten Stadt, auf viele ihrer Dimensionen, Nachhaltigkeit, GrĂŒn, MobilitĂ€t, Energie, Klimaanpassung, wassersensible Stadtentwicklung, das sind alles Themen, die eigentlich zusammenkommen und fĂŒr uns ist es wichtig, auch diese partizipatorische Dimension zu sehen.

Ein Charakteristikum von Digitalisierung ist es, dass sie von zentralisierten zu interaktiven, dezentralen, weniger hierarchischen sozialen Netzwerken fĂŒhrt, also dass sie dieses Partizipatorische ermöglicht und unterstĂŒtzt. Auch in der Stadtentwicklung unterstĂŒtzt Digitalisierung partizipative, ko-kreative Prozesse der Mitmachstadt. Und aus diesem Ansatz werde ich jetzt kurz ein paar Projekte von Hybrid Space Lab vorstellen.

Zur UnterstĂŒtzung dezentraler Systeme und Prozesse der Ko-Kreation, der Partizipation entwickelten wir 2007, das sehen Sie mit dem Mobiltelefon links unten, ein ganz, ganz altmodisches Modell, so sahen die damals aus, fĂŒr die Hong Kong Social Housing Authority. Das Hybride kombiniert urbane und Computerspiel City Kit. Da in Hong Kong der Platz sehr, sehr knapp ist, unterstĂŒtzt das Hybridespiel City Kit bei der Gestaltung temporĂ€rer, stĂ€dtische SpielplĂ€tze und die Zielgruppe sind vor allem Jugendliche.

Mit modularen Bauelementen, die verschoben und an bestimmten Orten platziert werden können, können die Bewohner MikrobĂŒhnen, Ausstellungstechs, Pavillons, Picknicksets und andere Strukturen bauen lassen, um wieder den öffentlichen Raum ihrer Stadt zu aktivieren, ihre Nachbarschaft zu aktivieren und gleichzeitig, um aus dem Computerspielraum, also fĂŒr Jugendliche, rauszugehen in der physischen Umgebung, in der Nachbarschaft. Ein Ergebnis des Hybride Spiels City Kit war das Do-It-Yourself-Pavillon, auf dem das Modell, das genau wie das auch gebaut worden ist, also eine sehr flexible, anpassungsfĂ€hige, architektonische Struktur, die auf Triangulation basierte, und es handelt sich um eine eigentlich sehr kostengĂŒnstige und sehr einfache Konstruktion, die mit Sperrholzplatten, also das sind Sperrholzplatten, die mit Kabelbinder zusammengebunden sind. Das Do-It-Yourself-Pavillon ermöglichte die Einbeziehung der Nutzer in den Entwurf, den Bau und die Umgestaltung des Pavillons.

Und der Pavillon kann leicht zusammengebaut, demontiert, transportiert, transformiert und wieder zusammengebaut werden, um sich an den Standort und an den jeweiligen Anforderungen anzupassen. Und er reiste im Rahmen der Bi-City Biennial fĂŒr Architektur und StĂ€dtebau Hongkong Shenzhen 2009-2010 an verschiedenen Orten in Shenzhen und Hongkong als Ausstellungsort und als Nachbarschaftslabor. GrĂŒndopia.

Ausgehend von der Verschmelzung von physischen Orten und digitalen Netzen zu hybriden RĂ€umen, entwickelten wir das Konzept des Hybriden weiter, um uns mit den hybriden, miteinander vernetzten, verwobenen RealitĂ€ten der Natur und Technologie auseinandersetzen zu können. Dieser hybride Ansatz ermöglicht es, die vielen miteinander verknĂŒpften Dimensionen des Raumes zu erkunden und ist somit unserer Meinung nach eine wichtige Strategie, eine geeignete Strategie, um mit der KomplexitĂ€t der heutigen Welt umzugehen. Und ich werde ein paar Projekte dazu zeigen.

Das erste Projekt in Berlin. Alle Berliner kennen die Situation. Das Humboldt-Forum.

Hinter dem Nachbau einer barocken Schlossfassade ist das Humboldt-Forum in Berlin, ein Kulturzentrum von internationalem Rang mit den Berliner ethnografischen Sammlungen und als Raum fĂŒr den globalen Dialog der Kulturen. Benannt ist das Forum von den GebrĂŒdern Humboldt, Wilhelm von Humboldt, der GrĂŒnder der UniversitĂ€t, Alexander von Humboldt, der Entdecker und Nachhaltigkeitspionier. Um den Neubau des Humboldt-Forums wurde eine rekonstruierte historische Fassade, eine, man könnte sagen, Attrappe gewickelt, eine Nachbildung der Außenfassade des zerstörten Kaiserpalastes, der einst genau an dieser Stelle, wo heute das Humboldt-Forum steht, auch stand.

Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg bombardiert, in der Zeit der DDR abgerissen, um den Palast der Republik zu bauen und dann nach der deutschen Wiedervereinigung der Palast der Republik ebenfalls abgerissen wurde. Daher sorgt der Humboldt-Forum mit dieser Fassade fĂŒr eine sehr heftige, kontroverse Debatte, denn es geht um historische Symbole, um die internationale Rolle der Stadt und um supranationale kulturelle Netzwerke. Da 2015 die nötigen Mittel fĂŒr die Steinfassade des Humboldt-Forums noch fehlten, gab es Raum fĂŒr alternative VorschlĂ€ge und dann entwickelten wir das Konzept des Humboldt-Dschungels.

Wir schlugen davor, als Alternative zur barocken Steinfassade des Schlosses das GebĂ€ude mit einem ĂŒppigen GrĂŒn einen vertikalen Dschungel zu umhĂŒllen, einen Humboldt-Dschungel, in Anlehnung an den Urwaldforscher und Nachhaltigkeitspionier Alexander von Humboldt und entwarfen damit eine extrovertiertere, zeitgemĂ€ĂŸer und umweltfreundliche Reform fĂŒr den Humboldt-Forum. Unser radikaler Vorschlag wurde von der Kulturwelt und Presse sehr enthusiastisch gefeiert, also die Zeit fragte, ist das die Rettung? Und die Boulevardpresse fragte die Berliner, ob sie unsere Variante des Palastes haben wollte, also Berliner Kurier, Berliner, wollt ihr ein Dornröschenschloss? Ein Jahr spĂ€ter, da die Finanzierung der Steinfassade des Humboldt-Forums gesichert war, entwickelten wir im selben Sinne, mit dem selben Ansatz einen weiteren Vorschlag, den Humboldt-Vulkan, wiederum in Anlehnung an Alexander von Humboldt und seine Vulkanerkundungen und botanischen Entdeckungen. Der Humboldt-Vulkan ist ein GewĂ€chshauspavillon Erweiterung des Humboldt-Forums mit einem vertikalen tropischen Garten und einem Wasserfall und einem Parcours, der von der U-Bahn aus bis zum Dache fĂŒhrt und Zugang des Forums und seine Aneignung ermöglicht und öffnet das Forum zur Stadt.

Auch der Vulkan, der Humboldt-Vulkan, wurde von der Presse sehr gut aufgenommen und ist immer noch in der Diskussion in der Berliner Politik- und Kulturwelt und als ein Projekt mit einem sehr langen Verfallsdatum könnte der Humboldt-Vulkan sogar realisiert werden. Ein solcher hybrider Ansatz ermöglicht einen anderen Blick auf die Stadtlandschaft. Es ermöglicht uns zu untersuchen, wie die urbane Landschaft als Lebensraum fĂŒr Pflanzen, fĂŒr Tiere, fĂŒr Menschen entwickelt werden kann im Sinne eines Multispecies Urbanism, einer Animal Aided Design und kurz dazu ein Projekt, das eine hybride, natĂŒrliche und kĂŒnstliche Landschaft als grĂŒnen Korridor fĂŒr Menschen und Tiere auf eine stilgelegte Stadtautobahn vorschlĂ€gt.

Anlass war die Entscheidung von 2019 der Bezirksverordneten von Berlin-Tempelhof-Schöneberg, die Autobahn 103 zu einer vierspurigen Stadtstraße zurĂŒckzubauen. Im Kontext eines solchen RĂŒckbaus der Autobahn haben wir dann eine Anpassung der Anschlussstelle Sachsendamm auf dem Bild vorgeschlagen, um die voneinander durch die MobilitĂ€tstrassen getrennten Stadtinseln wieder zu verbinden, diese Verbindungen zu vergrĂŒnen, um Wanderung, Bewegung von Menschen und Tieren möglich zu machen. Die GrĂŒnflĂ€che am Dominikussportplatz wĂ€chst ĂŒber die stilgelegte Fahrbahn mithilfe einer hybriden, natĂŒrlichen und kĂŒnstlichen Landschaft und ist ĂŒber eine FußgĂ€ngerbrĂŒcke mit der Achse eines Friedhofs in der NĂ€he verbunden.

Diese Hybridlandschaft fĂŒhrt unterhalb als grĂŒne UnterfĂŒhrung und oberhalb des Sachsendamms nach Norden ĂŒber weitere GrĂŒnflĂ€che bis zum Cheruska-Park, da sehen Sie auch den Gasometer auf dem Bild. So entsteht ein komplexes, dreidimensionales RaumgefĂŒge als ĂŒppiger Lebensraum fĂŒr Pflanzen, in dem sich Mensch und Tier bewegen können. Das Projekt nutzt die Chancen der MobilitĂ€tswende, um grĂŒne Korridore zu schaffen, um den dringenden aktuellen Herausforderungen des Klimawandels und des Verlustes an BiodiversitĂ€t anzugehen.

Und dafĂŒr steht Hybrid Space Lab. Im kurzen Vortrag, mithilfe von Projekten, habe ich kurz skizziert die Entwicklung unseres Arbeitseinsatzes. Ausgehend von der Verschmelzung physischer Orte und digitaler Netzwerke zu hybriden RĂ€umen hat sich unser Konzept des Hybriden weiterentwickelt, um die hybriden, miteinander verflochtenen RealitĂ€ten von Natur und Technologie anzusprechen.

Und ich denke, dass ein solcher hybrider Ansatz fĂŒr die Architektur zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Durch die zunehmende allgegenwĂ€rtige Digitalisierung erfĂ€hrt Architektur dramatische VerĂ€nderungen heute. Angesichts dieser VerĂ€nderung stehen die Architekten vor der Herausforderung, ihre Rolle neu zu definieren.

Daher werden Architektinnen ganzheitliche Modelle entwerfen mĂŒssen, die es ermöglichen, Informationen zu priorisieren und zu organisieren. Architektinnen brauchen ganzheitliche Konzepte, um integrative, holistische, kreative Visionen fĂŒr die Zukunft unserer RĂ€ume zu entwerfen. Dabei ist der hybride Ansatz sehr hilfreich, ein Ansatz, der die vielfĂ€ltigen Dimensionen des Raumes integriert betrachtet.

Die Dimension der physischen und der digitalen Welt, der bebauten und der natĂŒrlichen Umwelt. Hybrid is the future.

Interview

Maike Vornfeld: Elisabeth, herzlichen Dank fĂŒr diese abgefahrenen Projekte, die du uns vorgestellt hast.
Du hast uns da wirklich einen Blick ĂŒber den Tellerrand gewĂ€hrt. Superspannend. Vielen Dank fĂŒr die Insights, die du uns da gegeben hast.

Elizabeth Sikiaridi: Danke!

Julian Warning: Genau, und ganz besonders spannend fand ich die beiden Projekte Humboldt-Dschungel und Humboldt-Vulkan. In diesem Kontext hast du einen Begriff genannt, und zwar Animal Aided Design.
Vielleicht möchtest du das nochmal ganz kurz erklÀren, was das bedeutet.

Elizabeth Sikiaridi: Animal Aided Design, das ist eine Begrifflichkeit, die bezieht sich auf das Entwerfen von RĂ€umen, nicht nur fĂŒr Menschen, sondern auch fĂŒr die anderen Weltgenossen, also Tieren, die eigentlich diese BiodiversitĂ€t anspricht. Das können genauso gut FreirĂ€ume sein, also dass man sich die FreirĂ€ume anschaut, nicht nur fĂŒr die Nutzung durch Menschen, sondern auch durch Tiere. Das können aber genauso gut auch Fassaden sein. Fassaden heute, grĂŒne Fassaden, das sind im Prinzip klimarelevanten HĂŒllen, aber auch biodiversitĂ€tsrelevante RĂ€ume. Darauf bezieht sich Animal Aided Design.
Wir sind auch Animals. Du hast am Ende deines Vortrags gesagt, du wĂŒrdest dir wĂŒnschen, dass Architekten und Architektinnen eine Minute innehalten. Das nochmal bezogen auf die zukĂŒnftige Rolle von Architekten und Architektinnen.

Julian Warning: Welche Empfehlung wĂŒrdest du aussprechen, worauf ist zukĂŒnftig in der Architektur zu achten?

Elizabeth Sikiaridi: Ja, also im Prinzip nicht nur in der Architektur, in der ganzen Welt zurzeit transformiert sich und zwar rasant durch die Digitalisierung. Und das auch im Arbeitsfeld der Architekten, das passiert zurzeit. Und die Architekten haben extrem viel zu tun.
Das bedeutet, die haben kaum Zeit, innezuhalten und nachzudenken. Ja, wo bin ich in 10, 15 Jahren? Wie sieht mein Arbeitsfeld aus? Was ist die Rolle des Menschen? Was ist die Rolle des automatisierten Systems? Weil alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert. Das wird Auswirkungen haben in vielen Sachen.
Der Mensch trotzdem hat eine ganz wichtige Rolle, weil der Mensch kann neu denken, hat neue Konzepte. Also die Systeme werden gespeichert mit Informationen. Das bedeutet, der Input ist schon da, kommt aus der Vergangenheit.
Und wir als Menschen können RĂ€ume, Zukunft neu denken, neue Konzepte entwickeln, kreative RĂ€ume. Und ich denke, dass es wichtig wĂ€re, trotz der unglaublichen Überbelastung der Architekten, die haben sehr, sehr viel zu tun, zurzeit nachzudenken. Wo will ich sein in 10, 20 Jahren? Wo wird mein Arbeitsfeld? Und was ist im Prinzip mein Alleinstellungsmerkmal, meine Rolle an den Menschen da drin? Und ich glaube, die Menschen werden diese kreative Agency beide behalten.

Maike Vornfeld: Ja, das ist ein schöner Abschluss. Elisabeth, wir haben uns super gefreut, dass Du heute hier mit uns im Schuko-Showroom in Berlin bist. Haben uns super gefreut, dass Du so spannende Aspekte uns mitgeteilt hast.
Und bedanken uns fĂŒr Deine Zeit, die Du uns heute geschenkt hast. Ich bedanke mich auch sehr herzlich fĂŒr die Einladung. Vielen Dank, Elisabeth.

Elizabeth Sikiaridi: Danke. TschĂŒss.

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