Jungle Magic @ Duitslandnieuws

Nur wenige Bauprojekte in Deutschland sind umstrittener als der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.
Mit diesem kühnen Plan will der niederländische Professor Frans Vogelaar diese zu sehr festgebissene Debatte brechen.

Publikation, Bertus Bouman @ duitslandnieuws.nl, Berlin, 15 September 2017

Berliner Palast
magisch
verwandelt
in ein
Dschungel

Das zurzeit umstrittenste Gebäude befindet sich im Herzen Berlins: der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. In diesem Gebäude an der Unter den Linden soll das Humboldt-Forum untergebracht werden. Jetzt, da die Diskussionen über diese Thematik sich ernsthaft festzubeißen drohen, öffnet der niederländische Professor von Hybrid Space, Frans Vogelaar, die Debatte mit einem radikalen Vorschlag: Er will den imposanten preußischen Palast in einen Dschungel verwandeln.

Dieser niederländische Professor will den umstrittenen Berliner Stadtpalast in einen Dschungel verwandeln.

Die Berliner streiten seit Jahrzehnten über das Stadtschloss gegenüber dem Berliner Dom. Das Schloss wurde nach dem Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, aber nicht zerstört. Trotzdem beschloss die DDR-Regierung, das Symbol der preußischen Macht zu sprengen. Für eine lange Zeit blieb es eine Brachfläche, nur als Paradeplatz und Parkplatz geeignet. Dann gab es den Palast der Republik, das innovative Machtzentrum des DDR-Führers Erich Honecker. Nach dem Fall der Mauer wurde auch dieser Palast wegen Asbestverseuchung abgerissen.

Seit 2013 wird nun eine moderne Replik des alten Stadtschlosses gebaut. Dort sollen die großen Sammlungen von Museen, die sich zurzeit außerhalb des Stadtzentrums befinden, wie das Ethnologische Museum, das Museum für asiatische Kunst, untergebracht werden. Fast jeder Aspekt des Neubaus, der im Jahr 2019 fertiggestellt werden soll, wird zurzeit infrage gestellt.

Der niederländische Professor Vogelaar, der gemeinsam mit der Architekturprofessorin Elizabeth Sikiaridi Hybrid Space Lab gründete, wurde eingeladen, sich da einzubringen.

Das Stadtschloss wird zum Dschungel.

Diese Einladung kam im Jahr 2015 von Politikern der Grünen Partei, sagt Vogelaar. „Es war dann unklar, ob es genug Geld gäbe, um die Fassade zu finanzieren, und man suchte nach Wegen, das Stadtschloss zu begrünen.“ Direkt nach dem Gespräch dachten Vogelaar und Sikiardi, dass die beiden Probleme, kombiniert werden könnten. „Darüber hinaus trägt das Forum den Namen des Entdeckers Alexander von Humboldt. Dann dachten wir: warum machen wir nicht eine grüne Schicht über die barocke Fassade als Humboldt Dschungel?“

Die Professoren entwickelten zwei Pläne: den Humboldt-Dschungel, wo das Schloss eine grüne Haut bekommt, und den Humboldt-Vulkan, der einen öffentlichen Zugang vom Platz aus ermöglicht. „Die Reaktionen waren direkt sehr begeistert aber es gab auch Kritik: Wie schützt man das Grün im strengen Berliner Winter?“

Mit grüner Hightech aus den Niederlanden punkten.

Vogelaar entwickelte für die tropischen Pflanzen ein Gewächshaus auf dem Dach und eine offene Konstruktion für die heimischen Pflanzen. „Ein bisschen wie Crystal Palace. Dies passt zu anderen Projekten von uns, die sich mit Urban Gardening und Urban Farming beschäftigen. Dies machen wir auch in China. Aber eigentlich ist es eine sehr holländische Idee.“

Damit will der Professor einen Biotop in einem Gebäude realisieren. „Niederländer sind groß in Gewächshausbau und grüner Technologie. Denken Sie über die Entwicklungen an der Wageningen University & Research. Die Niederlande führen in dieser Art agiler landwirtschaftlichen Technologie. Dies ermöglicht ihnen, in einem Land, in dem Innovationen langsamer eingesetzt werden, zu punkten.“

In Asien können Pläne schneller umgesetzt werden.

Der Plan, der berühmten Berliner Museumsinsel ein grüneres Gesicht zu geben, hat auch ganz andere Auswirkungen, sagt Vogelaar. „Die Berliner haben sich in diese endlose Diskussion eingegraben. Der Tagesspiegel schrieb vor kurzem: „Macht Platz für den Dschungel.“ Dies ist genau das, was der Professor will. „Wir entscheiden uns nicht für eine Seite, sondern wollen die Debatte öffnen und pragmatischer machen.“

Das Berliner Zentrum muss grüner werden, finden die Köpfe hinter diesen Plänen. „Es wird enorm viele Touristen hier geben, so dass es kaum Platz für konventionelle Stadtgrün-Lösungen geben wird. Und alles ist aus Stein. Mit dem Klimawandel ist es kein unnötiger Luxus, mehr Grün in der Stadt zu integrieren, wenn die Temperaturen steigen und wir mit starken Regenschauern konfrontiert werden.“ Es ist noch nicht entschieden, ob die Pläne von Vogelaar umgesetzt werden. Deshalb freuen sich die Holländer über die Veröffentlichungen. „Je mehr Aufmerksamkeit, desto realistischer wird es.“ Sein Ziel ist, es um 2035 zu realisieren.

In einem Monat wird eine 1: 1-Simulation in Hongkong öffentlich gezeigt. „In Asien gibt es solche Entwicklungen, da gibt es jetzt viel Aufmerksamkeit für Grün in der Stadt. Da können wir unsere Pläne viel schneller als in Deutschland realisieren.“
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