Verwandlung der Fassade des Humboldt-Forums in einen lebendigen Organismus.
Die spezielle Edition Kunst der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel Kunst 2016, die wahrend der 9. Berlin Biennale fĂŒr zeitgenössische Kunst erscheint, veröffentlicht einem Interview mit Hybrid Space Lab.
Das Interview zu den Projekten Humboldt Vulkan und Humboldt Dschungel. thematisiert die verÀnderte Rolle von Design in Krisenzeiten.
Interview Erweiterung der Design Zone, Der Tagesspiegel Kunst 2016, Bettina Homann @ Der Tagesspiegel, Berlin, 20 September 2016
Erweiterung
der
Design Zone
Frans Vogelaar sitzt an seinem Laptop im groĂen, hellen Atelier an der Köpenicker StraĂe und erklĂ€rt voller Begeisterung den âHumboldt Volcanoâ. Die Renderings auf dem Bildschirm zeigen das neuste Project des Hybrid Space Labs, das Vogelaar zusammen mit seiner Partnerin Elizabeth Sikiaridi betreibt. Es handelt sich um eine Art Anbau, der sich wie eine begehbare Installation aus ĂŒbereinandergestapelten Plattformen an der Fassade des Humboldt-Forums hinaufrankt. In der Konstruktion, auf der BĂ€ume aus aller Welt wachsen, sollen verschiedene Restaurants untergebracht werden. Der Entwurf basiert auf der Zeichnung eines Vulkans, die Alexander von Humboldt auf seiner Reisen machte. âDas wird wohl nicht realisiert werdenâ, sagt Vogelaar und lacht. Es scheint ihn nicht weiter zu frustrieren.
Die Griechin und der HollĂ€nder sind Designer, Architekten und Professoren â er unterrichtet an der Kunsthochschule fĂŒr Medien in Köln, sie an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Bereits vor 30 Jahren grĂŒndeten sie das Hybrid Space Lab, um die Grenzbereiche des design zu erforschen. Heute nennt sich vieles âLabâ und âhybridâ damals war das visionĂ€r. âHybridâ, erklĂ€rt Sikiaridi, stand anfangs fĂŒr analog und digital und ist inzwischen Strategie. âDie aufgaben von design seien komplexer geworden, sind die beiden ĂŒberzeugt. âHeute geht es weniger um Objecte als um Prozesseâ, so Sikiaridi. Und darum, auf die zahlreichen Entwickelungen in der Welt â und Krisen â zu reagieren.
Designer sind Spezialisten, wenn es darum geht, um die Ecke zu denken und neue Wege zu beschreiten. Doch je komplexer die Welt, desto komplexer wird auch der Beruf. Uber die Rolle vom Gestaltern in Zeiten der Krise.
In den letzten Jahren ist die Flut an Informationen, die wir zu bewĂ€ltigen haben, immer groĂer geworden, Entscheidungen mĂŒssen schneller getroffen werden. Politische, ökonomische und ökologische Systeme sind instabil. Der Ausverkauf der StĂ€dte an internationale Investoren verknappt den Lebensraum. Hier können Designer als Vermittler fungieren. âWir sind Spezialisten fĂŒr kreative Prozesseâ sagt Sikiaridi. Das ist von klassischen Industriedesign weit entfernt. âIndustriedesign hat mit Planbarkeit zu tun, da mĂŒssen wir heute völlig umdenkenâ, so die Designerin, die in Paris und Darmstadt Architektur studiert und spĂ€ter bei GĂŒnter Behnisch gearbeitet hat. âUnsere Gestaltungsaufgabe besteht heute darin, Netzwerke aufzubauen, Akteure mitzunehmen, Vorstellungen zu öffnen. âZum Beispiel die Vorstellung von einer Gestaltung und Nutzung des stĂ€dtische Raumes, die nicht einfach von oben verordnet wird, sondern gewissermaĂen organisch wachsen kann.
Kampf der Langeweile:
Mit dem âHumboldt Volcanoâ wollen Elizabeth Sikiaridi und Frans Vogelaar vom Hybrid Space Lab die Fassade des Humboldt-Forums in einen lebendigen Organismus verwandeln.
So wie der Humboldt-Dschungel, das erste Projekt das Sikiaridi und Vogelaar fĂŒr das Humboldt-Forum entwickelt haben, ein vertikaler tropische Garten fĂŒr die Fassade des rekonstruierten Stadtschlosses. âEs geht hier nicht einfache um FassadenbegrĂŒnungâ, erklĂ€rt Vogelaar. âDie steinerne Fassade des Humboldt-Forums wird zu 97 Prozent durch Roboter hergestellt, sie wird somit tödlich langweilig wirken. Berlin möchte Weltstadt werden, das Forum ist von Anspruch her vergleichbar mit dem British Museum und dem Centre Pompidou. Was hier geplant ist â ein Raum fĂŒr Globalen Austausch â ist eigentlich spannend, aber das GehĂ€use ist eine Katastrophe!â
Der vertikale Dschungel hĂ€tte symbolische Bedeutung an diesem geschichtstrĂ€chtigen Ort, er stĂŒnde fĂŒr organischen Neuanfang, dafĂŒr, Gras wachsen zu lassen ĂŒber die Vergangenheit, und wĂŒrde zum Namensgeber und Forschungsreisenden Humboldt passen. AuĂerdem hatte er den ganz praktischen Nutzen, im Sommer an einem der heiĂeste Orte der Stadt fĂŒr KĂŒhlung zu sorgen. âDas Project ist realistisch und unrealistisch zugleichâ sagt Vogelaar. âEs ist machbar, aber wenn die Verantwortlichen es nicht wollen, wird es nicht gemacht.â
Das Project ist realistisch und unrealistisch zugleich
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