Humboldt Dschungel @ Make City

Städte sind heute weltweit explodierenden Immobilienpreisen, den Folgen des Klimawandels und einem scheinbar unaufhörlichen Wachstum unterworfen.

Publikation Make City, Francesca Ferguson, MAKE_SHIFT @ Make City, Berlin, Mai 2019

Stadt
anders
machen

„Städte sind heute weltweit explodierenden Immobilienpreisen, den Folgen des Klimawandels und einem scheinbar unaufhörlichen Wachstum unterworfen. Make City versammelt unterschiedliche Perspektiven auf den urbanen Wandel und lässt Akteure aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Landschaftsgestaltung, aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und der Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Die Positionen machen deutlich, welche Strategien und Bündnisse notwendig sind, um neue Gesellschaftsverträge auf allen Ebenen zu schmieden.

Die Kreislaufwirtschaft beginnt in der Stadt: Die Produktion vor Ort – seien es Nahrungsmittel, Rohstoffe oder Räume – ist der zentrale Ansatz, um die veralteten Handlungsmuster eines linear ausgerichteten Wirtschaftssystems zu durchbrechen. Make City zeigt, wie man Stadt anders machen kann. Es bietet Alternativen: neue Architekturen, Typologien, Materialflüsse, integrative und gemeinschaftliche Planung, basierend auf den Grundgedanken der Wiederverwendung, der Verdichtung und Optimierung bestehender Strukturen. Heute geht es nicht mehr um kleine Schritte und Utopien, sondern um Machbarkeit – um konkrete Projekte und Vorschläge für eine andere Stadt.“
Francesca Ferguson, MAKE_SHIFT (Hg.)

Dschungel
statt
Beton

Gegenüber der Museumsinsel in Berlin befindet sich das neu errichtete Humboldt Forum in einer Replika des Berliner Schlosses, das auch für die deutsche und preußische imperiale Vergangenheit steht. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerbombt und 1976 von der DDR-Regierung durch den Palast der Republik ersetzt, der 2003 abgerissen wurde. Die noch laufende Rekonstruktion ist von Kontroversen begleitet. Die öffentliche Diskussion dreht sich um die internationale Rolle Berlins, um nationale und historische Symbole und um den Umgang mit der eigenen (Kolonial-)Geschichte.

Das polemische, eindrückliche Bild des Humboldt Vulkans ist ein räumlich-konzeptueller Beitrag des Berliner Büros Hybrid Space Lab zu dieser Debatte. Sie soll diskursive und positive Visionen für das Forum und die Stadt eröffnen. Nach dem Motto „Dschungel statt Beton!“ wird eine radikale Begrünung der Fassade vorgeschlagen und so wenig subtil auf den Geografen und Naturforscher Alexander von Humboldt Bezug genommen. Das Projekt und seine lebendige Bilderwelt wurde 2015 entwickelt, als die Finanzierung für die Fassade des Forums noch nicht stand—was bedeutete, dass noch offen über Alternativvorschläge beraten wurde. Mit dem Entwurf einer kristallinen Architektur verweist der Vulkan auf deutsche Traditionen, die dem Palast und seinen Machtstrukturen entgegen- und für einen pluralistischen Multikulturalismus einstanden. Er ermöglicht die Aneignung des Gebäudes, erzwingt dessen Öffnung—in die Stadt, in die internationale Öffentlichkeit und in seine eigene Geschichte.

Hybrid Space Lab hat eine hitzige Debatte rund um diesen utopischen Vorschlag entzündet und dann kuratiert. Die Kombination aus boulevardpresse-freundlichen Bildern und internationaler Expertise zur Begrünung von Städten und zum Klimawandel erwies sich als überaus wirksame Strategie.

related PRESS